Die 63-Jährige schwor ihren Eid am Mittwoch in der Hauptstadt Taipeh. Der klare Sieg der chinakritischen Präsidentin bei den Wahlen im Januar war eine Abfuhr für die kommunistische Führung in Peking, die den Druck auf die freiheitliche und demokratische Inselrepublik verstärkt hatte.
Chinas Regierung schickte am Tag der Amtseinführung neue Drohungen Richtung Taiwan: Man sei fest entschlossen, seine nationale Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen, teilte das für Taiwan-Fragen zuständige Verbindungsbüro der chinesischen Regierung mit. Es gebe keine Toleranz für Versuche externer Kräfte, einen Teil des chinesischen Territoriums von China zu trennen.
Der Streit um den Status Taiwans ist schon Jahrzehnte alt und geht auf den Bürgerkrieg in China zurück. Nach ihrer Niederlage gegen die Kommunisten waren die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang 1949 nach Taiwan geflüchtet, das bis Ende des Zweiten Weltkrieges unter japanischer Herrschaft gestanden hatte.
Seit der Gründung der kommunistischen Volksrepublik ist Taiwan praktisch unabhängig, wird aber von Peking international isoliert. Sie werde es "nicht akzeptieren", dass Peking den Status Quo untergräbt, sagte Tsai am Mittwoch in ihrer Antrittsrede. Allerdings signalisierte sie auch Gesprächsbereitschaft. Sie hoffe, das auch China die gleiche Verantwortung übernehme. Auch kündigte Tsai an, weiterhin für die Mitgliedschaft Taiwans in internationalen Organisationen zu kämpfen. Bündnisse mit Partnern wie den USA, Japan und Europa wolle sie stärken.
dpa/km