Die Europäische Union hat sich in seltener Eintracht auf die Standpunkte bei den Brexit-Verhandlungen geeinigt und erwartet nun von London rasche Kompromisse. Einstimmig billigten die 27 bleibenden Länder am Samstag ihre Position für die Gespräche mit London, die im Juni beginnen sollen. Man wolle mit einer Stimme sprechen, hieß es. EU-Ratspräsident Donald Tusk nannte das Topthema für den Verhandlungsstart: Die Rechte der Millionen EU-Bürger in Großbritannien und der Briten in der EU.
Die britische Premierministerin Theresa May geht derweil auf Konfrontation mit den Staats- und Regierungschefs der verbliebenen 27 Länder. Sie hält an ihrer Forderung fest, den EU-Austritt ihres Landes und ein künftiges Handelsabkommen gleichzeitig zu verhandeln. May sagte, die Verhandlungen könnten teilweise zäh werden. Sie ziehe weiterhin kein Abkommen einem schlechten Abkommen mit der EU vor.
Hoffnung auf eine rasche Einigung machte May in der Frage nach den Rechten für EU-Bürger in Großbritannien. Sie machte jedoch deutlich, dass sie auf gleiche Rechte für britische Bürger in der EU bestehe.
Zu den kritischen Verhandlungspunkten gehört auch die Schlussrechnung für Großbritannien nach mehr als 40 Jahren EU-Mitgliedschaft. Eine Schätzung von 60 Milliarden Euro steht im Raum.
Die britische Regierung hatte Ende März offiziell den Austritt aus der EU beantragt. Darüber soll bis März 2019 ein Abkommen geschlossen werden. In den nun verabschiedeten Verhandlungsleitlinien wird gefordert, dass zunächst die Bedingungen der Trennung - dazu zählen sowohl die Rechte der Bürger, als auch die Finanzfragen - besprochen werden und erst danach die neuen Beziehungen. Die EU hofft auf ein Zwischenergebnis bis zum Herbst. Die zweite Gesprächsphase soll erst starten, wenn alle 27 EU-Länder dies einstimmig beschließen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, finanzielle Dinge "gehören für uns zu den Trennungsfragen sehr eindeutig dazu". Gemeint sind Haushaltsverpflichtungen, Zusagen gegenüber EU-Institutionen sowie Pensionskosten für Beamte und etliches mehr. Doch dürfte es darüber in den Brexit-Verhandlungen Streit geben. Die britische Regierung lehnt es ab, nach dem Brexit weiter große Summen an die EU zu überweisen.
Der französische Präsident François Hollande sagte, es gehe nicht darum, Großbritannien für den Austritt zu bestrafen, aber: "Das Vereinigte Königreich wird künftig schlechtere Bedingungen haben als heute als EU-Mitglied." An die 27 bleibenden EU-Mitglieder appellierte er: "Es geht um die Einheit Europas."
dpa/cd/mh - Bild: Justin Tallis/AFP