Nur einer der zwei belgischen Pianisten hat den Sprung in die zweite Runde geschafft. Dabei waren beide Auftritte wirklich sehr gut und wurden vom überwiegend belgischen Publikum mit großem Applaus belohnt.
Beim Vorrunden-Auftritt des Flamen Roeland Vermeulen am vergangenen Donnerstag standen vier Stücke auf dem Programm. Nach dem Schlussakkord des letzten Stücks schien er - zumindest dem Applaus nach zu urteilen - das Publikum überzeugt zu haben. Die Jury sah das leider etwas anders und schickte Roeland Vermeulen wieder nach Hause, genau wie 35 andere junge Kandidatinnen und Kandidaten aus aller Welt.
Die zweite Runde erreicht haben insgesamt 24 junge Frauen und Männer, wobei das Verhältnis zwischen den Geschlechtern weiterhin sehr unausgeglichen ist: Sieben weibliche Pianistinnen stehen 17 männlichen Kollegen gegenüber. Die übergroße Mehrheit der Erstrunden-Teilnehmer kam aus Asien, alleine 13 Kandidaten stammten aus Südkorea. Die Asiaten sind auch im Halbfinale mit zehn Teilnehmern stark vertreten, aber die Dominanz gegenüber den europäischen Kandidaten ist nicht mehr so groß. Von den 13 Koreanern sind übrigens nur noch drei im Wettbewerb vertreten, wogegen alle sechs japanischen Pianisten der ersten Runde auch ins Halbfinale einziehen.
Was ganz besonders uns Belgier sehr freut ist die Tatsache, dass mit Valère Burnon aus Marche-en Famenne doch noch ein Belgier eine Runde weitergekommen ist. Burnon überzeugte mit einer intelligenten Wahl seiner vier Wettstreitwerke und einer klanglichen und expressiven Konstanz, die wie ein roter Faden durch das Repertoire verlief. Er spielte Werke von Fauré, Beethoven, Chopin und dem relativ unbekannten Sergei Lyapunov und konnte mit diesen Stücken sowohl das Publikum als auch die Jury überzeugen.
In der zweiten Runde des Königin Elisabeth-Wettbewerbs, dem Halbfinale, wird die sprichwörtliche Latte noch einmal deutlich höher gelegt. Jeder der 24 Kandidaten muss zweimal ran, einmal mit einem halbstündigen Solo-Rezital und einmal mit einem Klavierkonzert von Mozart, gemeinsam mit dem Orchestre Royal de Chambre de Wallonie unter der Leitung von Dirigent Vahan Mardirossian.
Für den Auftritt mit Orchesterbegleitung haben die Teilnehmer die Wahl aus insgesamt fünf verschiedenen Mozart-Concertos. Für ihren Solo-Auftritt müssen sie zwei komplette halbstündige Programme vorbereiten, von denen die Jury erst einen Tag vor dem Auftritt eines auswählt. Bei diesem Solo-Rezital wird auch von jedem einzelnen Pianisten ein nagelneues Pflichtwerk aufgeführt, das eigens für dieses Halbfinale komponiert worden ist.
Dabei handelt es sich in diesem Jahr um das Werk „Two Studies for Piano“ der zeitgenössischen serbischen Komponistin Ana Sokolović. Das Stück ist also heute Nachmittag zum allerersten Mal überhaupt aufgeführt worden, beim Auftritt des Koreaners Song Hyeon Kim.
Unser Landsmann Valère Burnon muss einmal am morgigen Dienstag Abend ran mit dem Klavierkonzert Nr. 9 von Wolfgang Amadeus Mozart, und dann nochmal am Freitag Nachmittag mit seinem Solo-Rezital. Und am späten Samstag Abend werden wir dann wissen, ob er mit seinem Auftritt den Sprung ins Finale geschafft hat, wo die besten 12 Teilnehmer des Wettbewerbs gegeneinander antreten müssen.
Patrick Lemmens