Dong Ju Kim aus Südkorea hatte am Montag um 15 Uhr die Ehre - oder sollte man sagen: die schwierige Aufgabe - den "Concours Reine Elisabeth" zu eröffnen und zu versuchen, in die Fußstapfen des Franzosen Jonathan Fournel zu treten, der 2021 die letzte Ausgabe dieses Wettbewerbs für Klavier gewonnen hatte. Kim spielte im großen Saal des Kulturzentrums Flagey Auszüge aus Werken von Mozart, Chopin, Liszt, Ligeti und Rachmaninov, und er hatte nur etwa eine halbe Stunde Zeit, die Jury von seinem Talent zu überzeugen, genau wie alle anderen der 60 Kandidatinnen und Kandidaten bei diesem international sehr hoch angesehenen Wettstreit für junge Musiker zwischen 20 und 30 Jahren.
Zwei Belgier unter den 60 Teilnehmern
Ursprünglich waren unter 289 Bewerbungen 70 junge Pianistinnen und Pianisten von der internationalen Fachjury für den Wettbewerb ausgewählt worden, aber zehn von ihnen haben ihre Teilnahme aus verschiedenen Gründen abgesagt. Bleiben also noch genau 60 übrig, die meisten von ihnen aus Asien: 13 Kandidaten kommen beispielsweise aus Korea, elf aus China und sechs aus Japan.
Erfreulicherweise sind aber auch zwei Belgier mit von der Partie: der Flame Roeland Vermeulen aus Löwen und der Wallone Valère Burnon aus Marche-en-Famenne. Burnon wird am Dienstagabend seinen Erstrundenauftritt absolvieren, Vermeulen dann am Donnerstagabend.
Ablauf
Wie läuft die erste Runde dieses Wettbewerbs jetzt genau ab? Ab Montag und bis einschließlich Samstag treten alle 60 Kandidaten in einer ausgelosten Reihenfolge auf, jeweils fünf von ihnen nachmittags ab 15 Uhr und abends ab 20 Uhr. Dabei spielt jeder einen Satz aus einer Klaviersonate von Haydn, Mozart oder Beethoven, danach ein kurzes Werk seiner Wahl, und schließlich vier Etüden, darunter eine von Chopin, eine von Liszt, eine von György Ligeti und eine von einem anderen Komponisten seiner Wahl. Diese Bandbreite an Stilen und Epochen muss reichen, um die Jury davon zu überzeugen, den jeweiligen Kandidaten in die nächste Runde durchzulassen.
Nur 24 der 60 kommen ins Halbfinale, der Rest muss leider nach Hause fahren. Dieses Halbfinale findet dann nächste Woche statt, wieder von Montag bis Samstag in Flagey. Von den 24 Halbfinalisten kommen schließlich zwölf ins Finale, und Jurypräsident Gilles Ledure wird nach allen Finalauftritten am 31. Mai gegen Mitternacht den Sieger oder die Siegerin des Concours Reine Elisabeth 2025 verkünden.
Halbfinale und Finale ausverkauft
Bei der letzten Ausgabe des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs vor vier Jahren gewann ja wie schon gesagt der Franzose Jonathan Fournel. Damals gab es übrigens wegen der Covid-19-Pandemie eine abgespeckte Version des "Concours" mit weniger Halbfinalisten und Finalisten, und noch dazu ganz ohne Publikum.
Bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr alle Tickets für das Halbfinale und das Finale innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft waren - ein Rekord, der beweist, dass das Publikum mehr als je zuvor die Kandidaten live hören möchte statt wie vor vier Jahren zu Hause am Fernseher oder am Computer.
Eine gute Sache hat die Corona-Ausgabe von 2021 aber trotzdem hervorgebracht: Seit damals werden die Auftritte aller Kandidaten live im Internet gestreamt, und jeder, der möchte, kann sich auf diese Weise wirklich den kompletten Wettbewerb von A bis Z anhören und ansehen, dank der Initiative der beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RTBF und VRT.
Wer lieber live dabei sein möchte, der kann sich leider nur noch für die Vorrunde in dieser Woche Tickets besorgen. Vielleicht ist das ja die Gelegenheit, unsere beiden Landsleute Valère Burnon und Roeland Vermeulen bei ihrem Erstrundenauftritt zu unterstützen und sie mit Publikumsunterstützung eine Runde weiter zu bringen. Und vielleicht, ganz vielleicht, sehen wir dann am Ende zum allerersten Mal überhaupt einen Belgier auf dem obersten Treppchen beim "Concours Reine Elisabeth" - das hat es nämlich seit der ersten Ausgabe im Jahr 1937 noch nie gegeben.
Patrick Lemmens