Mit einem absoluten Highlight der Opernliteratur die Saison beenden, war das erklärte Ziel von Operndirektor Stefano Pace, der mit seiner Programmierung in den vergangenen zehn Monaten die Zuschauer massenhaft in die Oper locken konnte. Bei den allermeisten Produktionen der vergangenen Saison gab es ein ausverkauftes Haus, und der Ticketverkauf für die Spielzeit 2024-2025 ist auch schon sehr vielversprechend angelaufen.
"Carmen" - die letzte Produktion der aktuellen Saison - wird geleitet von dem italienischen Dirigenten Leonardo Sini und der spanischen Regisseurin Marta Eguilior. Beide sind noch jung und wollten eine ganz besondere Version dieser Oper schaffen. Man darf nicht vergessen, dass "Carmen" eine der meistgespielten Opern überhaupt ist und dass es dementsprechend schwierig ist, mit diesem Stück etwas Neues zu präsentieren.
Regisseurin Marta Eguilior siedelt die Geschichte in der Karwoche an, einer Zeit der religiösen Rituale und der Prozessionen. Laut Leonardo Sini bietet die Lütticher Inszenierung einen neuen Blick auf die Story der feurigen Zigeunerin Carmen, die den Männern reihenweise den Kopf verdreht und für die die eigene Freiheit über allem steht.
In Lüttich steht mal wieder eine tolle Sängertruppe auf der Bühne, allen voran Julie Robard-Gendre als Carmen und Galeano Salas als Don José. Das Orchester spielt hervorragend, und auch das Ensemble steht in dieser Oper oft und erfolgreich im Mittelpunkt der Handlung. Absoluter Star ist für mich aber Komponist Georges Bizet selbst, dessen herrliche Musik einfach jeden begeistert und der in diesem Werk einen Hit an den anderen reiht.
Bizet starb 1875, nur wenige Monate nach der Premiere von "Carmen". Diese Premiere war eher ein Misserfolg, und Bizet hat nie erfahren, wie beliebt und erfolgreich seine letzte Oper einmal werden würde. Fest steht, dass "Carmen" einer der größten Erfolge der Operngeschichte ist, und dass in Lüttich die Saison mit einem absoluten Highlight zu Ende geht.
Patrick Lemmens