Die Zauberflöte ist Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Oper. Er komponierte sie in den Monaten vor seinem Tod, parallel zu seinem berühmten und sagenumwobenen Requiem. Zu diesem Zeitpunkt war Mozarts Gesundheit schwer angeschlagen, und seine finanzielle Situation war alles andere als rosig. Doch von alledem merkt man in der Zauberflöte rein gar nichts.
Leicht, luftig und fröhlich kommt die Ouvertüre daher, und man könnte meinen, Mozart hätte in der Zauberflöte seine lustige und spielerische Seite zeigen wollen, während er zur gleichen Zeit an der dramatischen Musik seines Requiems arbeitete.
In Lüttich inszenieren die Regisseure Cécile Roussat und Julien Lubek die Geschichte rund um Prinz Tamino, der Pamina, die entführte Tochter der Königin der Nacht retten soll, wie eine Traumwelt. Die große Popularität von Mozarts Zauberflöte bei Jung und Alt stammt ja unter anderem auch daher, dass die Geschichte so viel Platz für Interpretation lässt. Die Kinder faszinieren neben der tollen Musik wohl vor allem die bunten Kostüme und die lustigen Charaktere wie der Vogelfänger Papageno, und die Erwachsenen finden in der Oper eine humanistische Botschaft, die besagt, dass das vermeintlich Gute nicht immer das ist, was es zu sein scheint, und sich am Ende als etwas Böses entpuppen kann, und umgekehrt.
Dieselbe Inszenierung der Zauberflöte gab es in Lüttich zuletzt im Dezember 2015. Aber die aktuelle Produktion ist keineswegs eine einfache Wiederholung, im Gegenteil. Im Orchester gibt es seitdem viele neue Musiker, und auch die Solisten sind andere als vor acht Jahren. Den meisten Applaus bei der Premiere bekam übrigens Lucie Kaňková in der Rolle der Königin der Nacht.
Wer sie und ganz nebenbei viele andere hervorragende Solisten, ein toll aufgelegtes Orchester und einen stimmgewaltigen Chor live hören will, der hat noch bis zum Silvesterabend die Gelegenheit hierzu. Viele Karten gibt es allerdings nicht mehr, die meisten Vorstellungen sind mittlerweile ausverkauft.
Patrick Lemmens