Ganz neu ist er ja nicht mehr, der Intendant der Lütticher Oper. Im Oktober 2021 hat Stefano Pace die Leitung der Königlichen Oper der Wallonie übernommen, nachdem sein Vorgänger Stefano Mazzonis di Pralafera einige Monate zuvor unerwartet verstorben war. Stefano Pace übernahm diesen wichtigen Posten zu einem schwierigen Zeitpunkt, mitten in der Corona-Krise, geprägt von Lockdowns und Auftrittsverboten. Nach und nach fanden wieder Opernvorstellungen statt, wenn auch nur im Livestream ohne Publikum, später dann mit einer begrenzten Anzahl von Zuschauern, die auch noch Masken tragen mussten. Von einer "normalen" Opernsaison konnte 2021 und 2022 also noch keine Rede sein.
Das änderte sich erst ab der vergangenen Spielzeit, in der viele der zuvor ausgefallenen Opern nachgeholt wurden. Diese "Nachhol-Opern" waren noch von Stefano Paces Vorgänger geplant worden, somit ist die Saison 2023-24 die erste, für die der neue Intendant - mit einer einzigen Ausnahme - ganz alleine verantwortlich zeichnet. Die neue Spielzeit beginnt am Dienstag und steht unter dem Motto "(se) projeter", wobei das "se" in Klammern steht. Stefano Pace erklärt dieses Motto damit, dass die Oper ein Abbild ihrer Institution, ihres Programms und ihrer Absichten hinaus in die Welt projizieren möchte, aber gleichzeitig das Publikum dazu auffordert, sich ebenfalls persönlich in diese Wechselwirkung mit der Oper einzubringen.
In Programmierung wiederfinden
Jeder Zuschauer soll sich in der Programmierung der neuen Saison wiederfinden. Stefano Pace hat dieser Saison jetzt schon klar seine persönliche Handschrift verliehen. Während in den vergangenen Spielzeiten vor allem italienische und französische Opern auf dem Programm standen, viele davon eher unbekannt oder zumindest in Lüttich sehr selten gespielt, gibt es in den kommenden zehn Monaten auch anderes zu entdecken.
Ein sanfter Übergang hin zu neuem Repertoire soll stattfinden und dabei dürfen im Unterschied zu den vergangenen Jahren unter Stefano Pace auch Publikumsmagneten wie Rossinis "Barbier von Sevilla" oder Mozarts "Zauberflöte" nicht fehlen. George Bizets Klassiker "Carmen" steht ebenfalls auf dem Programm, genauso wie die erste Lütticher Aufführung überhaupt von Antonín Dvořáks Oper "Rusalka". Von den insgesamt neun Opern der Saison 2023-24 sind drei italienisch, drei französisch und drei von Mozart beziehungsweise Dvořák. Für Stefano Pace ist es dabei wichtig, dass sich die Lütticher Oper musikalisch auf dem höchstmöglichen Niveau ansiedelt, sozusagen in der Champions League, denn dadurch wird das Haus auch attraktiv für große internationale Solisten, die dann ihrerseits für ein hohes Niveau in der Maasstadt sorgen.
Los geht es mit der Tragödie "Idomeneo" von Wolfgang Amadeus Mozart. Alle Informationen zu den Produktionen der neuen Saison gibt es auf der Webseite der Lütticher Oper.
Patrick Lemmens