Eigentlich ist die Pfarrkirche in St. Vith sonntags der Ort für die heilige Messe. Diese Woche aber ist sie vor allem ein Ort der Kreativität. Der Künstler Maxime Denuc aus Frankreich ist kein klassischer Organist. Im grauen Shirt und schwarzen Jeans sitzt er an der Orgel, auf der Bank neben ihm sein Laptop.
Die Orgel-Tasten werden von einer Selbstspielapparatur bedient. Vorstellen kann man sich die Maschine wie eine längliche Schreibmaschine, die auf der Orgel-Klaviatur liegt. Gesteuert von Maximes Computer betätigt die Maschine die entsprechenden Noten auf der Orgel.
Es ist das erste Mal, dass Maxime diese Art von Roboter nutzt. Deswegen ist er auch schon einige Tage vor seinem Konzert angereist. Bei vorigen Konzerten konnte Maxime den Computer direkt an die Orgel anschließen. Das ist in St. Vith nicht möglich. Die gespielten Musikstücke stammen von seinem Album "Nachthorn". Aufgenommen und komponiert hat Maxime Denuc die Stücke auf einer Orgel in Düsseldorf. Während Corona durfte er in der Kirche musizieren.
Schon seit Jahren ist Maxime Denuc fasziniert von Orgeln, nutzt sie als Brücke zwischen klassischer und elektronischer Musik. Die Orgel sei schließlich der erste und beste Synthesizer der Welt. Töne und Klangfarben kann man - ähnlich wie bei der elektronischen Musik - anpassen und zusammenbauen. Allerdings ist jede Orgel verschieden. Maximes Stücke hören sich je nach Orgel anders an. Auch darauf muss Maxime Denuc sich in St. Vith noch einstellen. So wird das Konzert am Sonntag auf jeden Fall ein einmaliges.
Das Projekt der elektronischen Orgelmusik soll Verbindungen schaffen zwischen elektronischer und klassischer Musik, zwischen Technik und Tradition - aber hoffentlich auch Verbindungspunkte zwischen den verschiedenen Menschen, die am Sonntag den Weg in die Pfarrkirche finden.
Raffaela Schaus