Es geht Schlag auf Schlag beim Concours Reine Elisabeth in Brüssel. An den vergangenen beiden Tagen traten insgesamt 55 Sängerinnen und Sänger in der ersten Runde an. Sie hatten jeweils nur die Dauer von zwei Musikstücken, um die international besetzte Jury von ihrem Talent zu überzeugen und den Einzug in die zweite Runde zu schaffen, die gleichzeitig schon das Halbfinale ist. Meist dauerten die individuellen Auftritte kaum zehn Minuten und jeder kleine Patzer oder jede nicht ganz sauber getroffenen Note kann bei dieser Kürze des Programms schon das Aus bedeuten. Schließlich musste die Jury mehr als die Hälfte der Kandidaten bis zum Montagabend aussortieren, denn das Halbfinale des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs in Brüssel bietet nur Platz für insgesamt 24 Sängerinnen und Sänger.
Unter den insgesamt 40 Frauen und 15 Männern, die sich in der ersten Runde präsentierten, waren die Kandidaten aus Südkorea mit großem Abstand in der Mehrheit: Insgesamt 17 von ihnen hatten den weiten Weg nach Brüssel auf sich genommen, in der Hoffnung, einen der renommiertesten Wettbewerbe der Welt zu gewinnen. Für acht von ihnen geht der Traum jetzt weiter, denn Südkorea stellt genau ein Drittel aller Halbfinalisten des Concours Reine Elisabeth. Besonders bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass alle koreanischen Halbfinalisten Männer sind, und dass außer den acht Koreanern nur noch ein einziger männlicher Kandidat das Halbfinale erreichen konnte, nämlich der US-amerikanische Bariton Joseph Parrish.
Zwei Belgierinnen weiter
Bei den Damen ist die Bandbreite der Nationalitäten schon wesentlich größer. Die 15 weiblichen Halbfinalisten kommen aus insgesamt zehn verschiedenen Nationen, von Australien über Russland und mehrere westeuropäische Länder bis hin zu den USA. Die größte Gruppe stellen dabei die Französinnen mit insgesamt vier Halbfinalistinnen, aber auch Belgien darf stolz sein auf seine beiden Vertreterinnen, die es ins Halbfinale geschafft haben. Nach guter belgischer Kompromiss-Kultur sind es eine Flamin und eine Wallonin. Linsey Coppens aus Lier bei Antwerpen war eine der ersten, die am Sonntagnachmittag auf der Bühne im Kulturzentrum Flagey ins kalte Wasser springen musste. Die Mezzo-Sopranistin überzeugte die Jury mit einer Arie aus der Oper "Les Huguenots" von Giacomo Meyerbeer und mit dem Lied "Ich bin der Welt abhanden gekommen" von Gustav Mahler. Am Sonntagabend glänzte dann unsere Landsfrau Margaux de Valensart - übrigens ebenfalls eine Mezzo-Sopranistin - mit zwei Opern-Arien von Francis Poulenc und Alfredo Catalani.
Ab Mittwochnachmittag steht im Flagey in Brüssel das Halbfinale des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs an. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen präsentieren jeweils sechs Halbfinalisten in einer Session am Nachmittag und einer am Abend ihr Programm. Dieses besteht aus einem etwa 20-minütigen Rezital mit Klavierbegleitung, wobei jeder Kandidat zwei Rezitale vorbereitet hat und erst 24 Stunden vor seinem Auftritt von der Jury erfährt, welches der beiden er oder sie vorzutragen hat. Der "belgische" Abend findet dabei am Mittwoch statt, dann treten sowohl Linsey Coppens als auch Margaux Valensart an, um den Einzug ins Finale zu schaffen - ob das geklappt hat, erfahren wir dann am Donnerstag gegen Mitternacht, wenn die Jury die Namen der zwölf Finalisten bekanntgeben wird.
Patrick Lemmens