Thierry Neuville scheint keine Zweifel daran zu haben, dass das neue World Rallye Car von Hyundai der Konkurrenz Paroli bieten kann. Schon beim Saisonstart nächste Woche in Monte Carlo will Neuville der Mannschaft von Volkswagen um Weltmeister Sébastien Ogier auf die Pelle rücken. Auch wenn seine persönliche Bilanz bei der "Monte" eher negativ ausfällt - vier Ausfälle, letztes Jahr dann Platz fünf.
"Seit die Rallye in der Region um Gap bestritten wird, gefallen die WPs mir um einiges besser und die Rallye macht auch mehr Spaß. Selbst wenn die Wetterbedingungen immer noch schwierig sind", erzählt Neuville im BRF-Interview. "Mit dem guten Resultat von letztem Jahr haben wir da sicherlich einiges mehr an Erfahrung gesammelt. Das werden wir dieses Jahr ausnutzen und ganz klar versuchen, ins Ziel zu fahren. Das wird das Ziel Nummer eins sein. Aber ich denke: Mit dem neuen Auto müssten wir relativ nah an der Spitze mitfahren."
Da die Rallye Monte Carlo auf Schnee und Eis aus dem Rahmen fällt, ist jedes Jahr mit Überraschungen zu rechnen. "In Monte Carlo kann jeder gewinnen. Die Reifenwahl macht einen großen Unterschied. Man kann in einer WP eine oder zwei Minuten verlieren und dann in der nächsten wieder 40 oder 50 Sekunden zurückgewinnen. So kann das über das ganze Wochenende verlaufen, bis man dann am Ende ganz oben steht."
"Viel über mich gelernt"
Die schlechte Saison 2015 will Neuville nun endgültig hinter sich lassen. Die Verspätung des neuen Rallyeautos hatte bei Neuville ein Motivationsloch verursacht - und eine Reihe von Fehlern. "Ich habe viel über mich selbst gelernt und ich denke, viele Sachen werden mir nicht mehr passieren. Die Enttäuschung und dass dadurch meine Motivation beeinflusst war. Auch wenn ich meine Gründe hatte, hat es mir am Schluss mehr geschadet als geholfen. Da werde ich sicher in Zukunft leichter drüber hinwegschauen und eher positivieren als negativieren."
Und das wendet Neuville direkt an. Als Stammfahrer, der mindestens 10 von den 14 Rallyes im A-Team von Hyundai um Herstellerpunkte fährt, wurde dieses Jahr Dani Sordo bestimmt und nicht wie in den vergangenen Jahren Neuville. Trotzdem kann er dieser Entscheidung etwas Positives abgewinnen. "Das ist überhaupt kein Thema. 2014 und 2015 war ich der einzige Fahrer, der die ganze Saison bestritten hat. 2016 ist das nicht mehr der Fall. Und mit Dani hat das Team sich gut aufgestellt, um zu versuchen, Volkswagen das Leben so hart wie möglich zu gestalten."
"Dani ist der Mann, der am regelmäßigsten Punkte einbringt. Hayden [Paddon] und ich sind die, die den größten Speed mitbringen und bei verschiedenen Rallyes gewinnen können. Wenn wir das Ganze gut managen, ist das für die Herstellermeisterschaft die beste Aufstellung. Für mich wird vielleicht bei einigen Rallyes weniger Druck sein und ich kann ganz frei und nur um die Fahrermeisterschaft fahren. Ich denke, es ist eher ein Vorteil als ein Nachteil."
Erklärtes Saisonziel: "Topresultate einfahren, einige Siege - und mindestens so gut wie 2013 abschneiden". Vor drei Jahren wurde Neuville Vize-Weltmeister. Von Motivationsmangel ist derzeit jedenfalls nichts mehr zu spüren.
Im BRF-Interview spricht Neuville auch darüber, was vergangene Saison schiefgelaufen ist, was sich im Team geändert hat und natürlich über das neue Auto und die Chancen im Vergleich zur Konkurrenz.
Katrin Margraff