Man hatte mit einem Massensprint gerechnet, und so war es auch auf der Zielgeraden in Amiens. Und der stärkste Sprinter hat gewonnen: André Greipel war erneut nicht zu schlagen. 300 Meter vor dem Ziel sah es noch nach einer Überraschung aus, weil Greipel sich an das Hinterrad von Cavendish gehängt hatte und Kristoff und Degenkolb in Front lagen. Diese Beiden schienen das Rennen unter sich auszumachen, doch Greipel änderte seine Taktik, ließ Cavendish stehen und setzte schon früher zum Endspurt an, den er von hinten ganz klar für sich entschied. Für Greipel ist es der achte Etappensieg bei der Tour de France insgesamt: Er hat damit den Rekord von Jan Ulrich als bester deutscher Fahrer bei der Tour eingestellt. Noch wichtiger für André Greipel wird aber die Tatsache sein, dass er sein grünes Trikot als Punktbester durch den Sieg in Amiens weiter gefestigt hat.
Bester Belgier war einmal mehr Greg Van Avermaet. Obwohl er den Sprint seiner Mannschaft anziehen musste, fuhr Van Avermaet noch auf Platz 10. In der Gesamtwertung verteidigte Van Avermaet seinen sechsten Rang. Eine Gesamtwertung, die natürlich weiter vom Deutschen Tony Martin angeführt wird. Sein gelbes Trikot kam nie in Gefahr.
Erneut kam es zu spektakulären Stürzen. Der Sprinter Nacer Bouhanni war das prominenteste Opfer. Der französische Landesmeister musste bereits nach zwölf Kilometer das Rennen aufgeben und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Diese 5. Etappe stand im Zeichen des ersten Weltkriegs. Die Fahrer Christopher Froome und Peter Kennaugh gedachten vor dem Start der britischen Soldaten, die vor 100 Jahren in Nordfrankreich gefallen sind und legten Blumen am Militärfriedhof von Arras nieder.
Die 6. Etappe führt am Donnerstag von Abbeville nach Le Havre, mit drei Steigungen. Allerdings nur der 4. Kategorie. Ein weiterer Sieg eines Sprinters scheint also möglich. Kurz vor dem Ziel muss aber eine letzte Schwierigkeit mit einem sieben-prozentigen Anstieg über 850 Meter bewältigt werden. Deshalb gehören Peter Sagan und Alexander Kristoff zu den Favoriten auf den Tagessieg. Vielleicht wird aber auch Greg Van Avermaet endlich belohnt für seine Angriffslust seit Beginn dieser Tour de France. Kurze Steigungen vor dem Ziel sind auch seine Spezialität.
wb - Bild: Yorick Jansens (belga)