Ugo de Wilde, besser hätte das Jahr 2025 bisher nicht laufen können, oder?
Ja klar, es war ein Traumstart ins Jahr mit der Unterzeichnung meines ersten Profivertrags bei BMW Motorsport. Das kam etwas unerwartet. Grundlage waren Testfahrten im letzten Jahr. Dadurch wurde ich zu WRT in die GT World Challenge katapultiert, die Serie mit den 24 Stunden von Spa. Und dann haben wir gleich das erste Rennen in Paul Ricard gewonnen, mein erstes Rennen mit BMW. Auch in Monza hatten wir ein gutes Rennen. Wir kommen also als Meisterschaftsführende hierher – etwas Besseres hätte ich mir nicht erträumen können.
Du lebst also jetzt deinen Traum?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mein neues Leben wirklich sehr mag. Es ist sehr intensiv, aber alles läuft gut. Ich habe das Glück, in einem wirklich guten Umfeld zu sein, mit großartigen Teamkollegen, die viel Erfahrung haben und gleichzeitig sehr nette Menschen sind. Wir verstehen uns sehr gut, was für eine gute Energie im ganzen Team sorgt. Auch bei BMW ist es ein gutes Umfeld, denn wir haben auch Tests mit Ingenieuren der Marke BMW. Das sind alles Leute mit viel Erfahrung. Ich lerne also wirklich viel, und ich könnte mir für mein Debüt als Profi kein besseres Umfeld wünschen.
Wie hast du dich auf dieses Wochenende vorbereitet?
Ich habe versucht, so viel wie möglich zu tun, um so bereit zu sein wie möglich, denn natürlich möchte ich dieses Wochenende unbedingt eine gute Leistung zeigen. Wie jeder andere, denke ich, bereite ich mich körperlich und mental intensiv vor, trainiere im Simulator. Wir sind vor zwei Monaten für den Prolog hier gewesen, daher hatten wir viele Daten und Onboards zu analysieren. Ich habe also viel Zeit mit meinen Ingenieuren verbracht, um jedes noch so kleine Hundertstel fahrerisch herauszukitzeln. Ich fühle mich auf jeden Fall bereit und kann es kaum erwarten, loszufahren.
Was sind die Herausforderungen dieses Rennens?
Ich denke, die Schwierigkeit in diesem Jahr wird der Verkehr sein, denn es sind 75 Autos auf der Strecke, also mehr oder weniger ein Auto alle 90 Meter. Das ist wirklich viel. Alle Autos gehören der gleichen Kategorie an, mit vielen sehr guten Fahrern. Wenn man also etwas schneller ist als das Auto vor einem, ist es wirklich schwer zu überholen. Dazu kommt die körperliche und mentale Herausforderung. Bei den Teams in der Pro-Klasse sind wir nur drei Fahrer pro Auto, das heißt, jeder wird mehr oder weniger acht Stunden fahren. Das ist also intensiv, was die Konzentration angeht, die Nacht und auch die Erholungsphasen. Das wird wirklich eine Herausforderung. Aber ich habe mich gut darauf vorbereitet und bin daher ziemlich zuversichtlich, dass es gut laufen wird.
Wirst du es schaffen, ein bisschen zu schlafen?
Das ist eine sehr gute Frage, denn genau das ist eins der großen Themen, auf die ich mich gut vorbereiten wollte. Schlaf ist ungemein wichtig. Deshalb habe ich angefangen, Atemtechniken zu lernen, um mich zu entspannen. Wenn das Rennen so läuft, wie man es sich wünscht, und man nachts an der Spitze liegt, ist es nicht leicht, einzuschlafen. Aber es ist wirklich wichtig, selbst wenn es nur eine Stunde ist oder zwei Stunden. Jede noch so kleine Minute Schlaf ist gut für die Erholung. Also werde ich es versuchen. Ich hoffe, es gelingt mir.
Gibt es jemanden, der kommt, um dich aufzuwecken, damit du zumindest keine Angst haben musst, den Wecker nicht zu hören? Oder wie wird das geregelt?
Wir haben Glück und werden von den Physiotherapeuten und dem Personal des Teams sehr gut unterstützt. Wir schlafen direkt nebenan im Hôtel de la Source, sind also nur fünf Gehminuten entfernt. Es gibt jemanden, der uns weckt, wenn wir nicht wach sind. Ich mache das gerne alleine, aber falls es nicht klappt, haben wir ein Backup. Die Physiotherapeuten unterstützen uns und helfen beim Aufwärmen usw. Sie kümmern sich um alles, was mit der Ernährung zu tun hat, die Getränke, die wir nach den Stints zu uns nehmen müssen. Wir sind wirklich in einem guten Umfeld.
Du hast dieses Jahr schon gewonnen. Das Ziel an diesem Wochenende ist also klar ...
Natürlich werden wir versuchen, den Sieg von Paul Ricard zu wiederholen. Es ist aber wichtig, die gleiche Einstellung beizubehalten. Es ist leicht, sich selbst zu sehr unter Druck zu setzen, weil es Spa ist. Ich denke, wir sollten die gleiche Einstellung wie in Paul Ricard beibehalten: die gute Atmosphäre im Team und dann einen Stint nach dem anderen konzentriert angehen und uns auf uns selbst konzentrieren, nicht auf andere. Aber wie es im Rennen läuft, weiß man natürlich nie. Dieses Jahr gibt es harte Konkurrenz und ein Top-Niveau, also werden wir unser Bestes geben. Und natürlich besteht das Ziel darin, zu gewinnen.
Gibt es auch eine Technik für den Fall, dass die Dinge nicht wie geplant laufen?
Durchhalten. Egal, ob es um das Auto geht oder ob ein Stint komplizierter ist. Man muss immer versuchen, sich auf das Ziel zu konzentrieren. Und manchmal muss man akzeptieren, dass es vielleicht nicht das perfekte Rennen ist, das man sich vorgestellt hatte. Das gehört zum Sport dazu und man muss sich sofort wieder auf das konzentrieren, was man in diesem einen präzisen Moment tun kann.
Ein bisschen wie im echten Leben.
Genau das!
Katrin Margraff