"Die Altherrenmannschaft von Eupen, die hat in meiner Ortschaft Kall gespielt", erzählt Helmut Graf. "Der Kalli Franzen, der damals mit den Altherren gespielt hat, hat zufällig mit meinen Brüdern am Tisch gesessen und dann haben die über mich gesprochen. So ist das dann zu Paul Brossel gekommen und nach dem Spiel von Fortuna gegen die Alemannia Aachen haben wir ein erstes Mal drüber gesprochen."
Brossels Überzeugungsarbeit hat gefruchtet, denn Graf wechselte an den Kehrweg, wo er zwei starke Spielzeiten absolviert hat. Nach zwei weiteren Stationen in Belgien landete er 1976 bei Standard Lüttich, wo er die schönste Zeit seiner Karriere erlebt hat. "Standard Lüttich war top. Wir haben Meister gespielt, den Pokal gewonnen. Es waren sechs schöne Jahre mit Europapokalerfolgen. Vom Erfolg her waren das die schönsten Jahre."
Graf ist bis heute in Belgien geblieben. In Visé lebt der mittlerweile 79-Jährige und das, obschon er als Deutscher in Belgien auch die ein oder andere Beschimpfung über sich hat ergehen lassen müssen. "In den 1970er und 1980er Jahren wurde man immer so ein bisschen mit 'sale schleu' oder 'sale boche' beschimpft. Das war aber ganz wenig und wurde dann auch immer weniger. Vom Leben her oder von der Mentalität gibt es aber keinen Unterschied. Ich fühle mich hier pudelwohl."
Graf galt immer als sehr nahbar und war auch jederzeit bereit zu Interviews. Zu Beginn der 1970er Jahre herrschte seiner Meinung nach noch ein anderes Verhältnis zwischen Sportlern und Journalisten. Die Erinnerungen an den ehemaligen BRF-Sportreporter Erich Heeren bezeugen das. "Man traf sich ab und zu mal auf ein Gläschen. Das Thema war immer nur Fußball."
"Der Erich kam damals bei den Spielen nach Abpfiff auch immer zu uns in die Kabine. Dann haben wir ein kleines Interview gemacht und anschließend noch ein Gläschen getrunken. Es war ein bisschen mehr Freundschaft dabei."
Christophe Ramjoie