Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, aber vieles deutet darauf hin, dass Eupen zum ersten Mal der Austragungsort eines Länderspiels der Roten Teufel werden könnte. Für das WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein hatte sich die Union Belge das Stadion von Sclessin in Lüttich ausgeguckt. Aber Lüttichs Bürgermeister Willy Demeyer und, wie er La Meuse sagte, "das gesamte Gemeindekollegium" lehnten dankend ab. Sie sehen wegen der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen nur unnötige Kosten auf die ohnehin schon klamme Stadt an der Maas zukommen.
Beim Heimspiel der AS Eupen gegen Club Nxt am Sonntagabend ergriffen nun Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) und Sportminister Gregor Freches (PFF) die Gelegenheit beim Schopf: In der Business-Lounge der AS war auch Vincent Mannaert zu Gast, Sportdirektor des belgischen Fußballverbandes und vorher viele Jahre Manager beim FC Brügge. Nach vorheriger Absprache mit der AS-Führung und ihren katarischen Eigentümern sowie der Polizeizone Weser-Göhl unterbreiteten die DG-Vertreter dem Fußballverband bei einem bislang vertraulich gehaltenen Gespräch das Angebot, das Quali-Spiel gegen Liechtenstein in Eupen auszurichten.
AS-Generaldirektor Christoph Henkel hofft auf ein gut gefülltes Kehrwegstadion. "Die Spieler freuen sich natürlich. Das ist im Fußball so. Je mehr los ist im Stadion, je höher die Emotionen sind, umso mehr Ansporn für die Spieler."
Das Kehrwegstadion ist nicht zum ersten Mal Schauplatz eines A-Länderspiels: Fast auf den Tag genau sieben Jahre vor dem nun anvisierten Termin, nämlich am 19. November 2018, gab es hier schon die Begegnung zwischen der Nationalmannschaft des Katar und Island. Endstand 2:2.
Von dieser Erfahrung kann die AS Eupen laut Christoph Henkel diesmal profitieren. "Das ist natürlich eine Teilung der Kosten, das ist ganz klar. Ich hoffe, dass alle gesehen haben, dass wir das ganz gut machen können hier. Das war schon über unsere normale Arbeit hinaus nochmal sehr, sehr viel zu leisten und insofern kann man das nicht alle Tage machen. Das ist ein großer Aufwand. Es ist in jedem Fall ein schönes Erlebnis, wir haben auch viel gelernt durch die Abläufe, die Zusammenarbeit mit der UEFA."
Paasch: "Gute Beziehungen zum Fürstentum"
Ausschlaggebend für den Vorstoß waren die guten Kontakte zwischen der Eupener Regierung und dem Fürstentum Liechtenstein. So führte Ministerpräsident Paasch noch vor anderthalb Jahren beim 19. informellen Gipfel der Staatsoberhäupter der deutschsprachigen Länder in Eupen überaus anregende Gespräche mit dem Liechtensteiner Erbprinzen Alois und seiner Gattin, Erbprinzessin Sophie - nicht zuletzt über den damaligen Erstligisten aus Eupen.
Vorgesehen ist die Begegnung zwischen Belgien und Liechtenstein am Dienstag, dem 18. November (Anstoß um 20:45 Uhr). Für die DG passt das Länderspiel in den Kalender der Feiern zum "Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft". Leider ist das eigentliche Festtagsdatum vom 15. November schon vergeben mit einem Auswärtsspiel der Roten Teufel in Kasachstan.
Ministerpräsident Paasch hatte noch auf diplomatischem Weg versucht, die Daten der beiden Spiele zu tauschen. Der Vorschlag wurde aber von der FIFA-Organisationskommission verworfen, weil bei der Spielplanung sonst Verhältnisse herrschen würden wie in den Lütticher Provinzklassen. Der Eupener Regierungschef nimmt es gelassen: "Den 15. November zu verlegen liegt außerhalb unserer planetarischen Einflussmöglichkeiten. Es liegt nicht in der Befugnis der DG, den gregorianischen Kalender abzuändern."
Mit dem Heimspiel der Roten Teufel gegen Liechtenstein im Kehrwegstadion, zu dem natürlich auch die Vertreter der anderen Teilstaaten, der Föderalregierung und möglicherweise sogar des Königshauses erwartet werden, setzt die Regierung noch eins drauf im Vergleich zum letztjährigen Empfang zum Tag der DG im Brüsseler Egmont-Palast. Die Vivant-Fraktion im PDG hat in einer Pressemitteilung bereits eine Protestnote angekündigt.
Aus Anlass des 80-jährigen Bestehens der AS Eupen kommen die ersten 80 Bewerber für das WM-Qualifikationsspiel der Roten Teufel gegen Liechtenstein in den Genuss eines Gratis-Eintritts - einzulösen am Dienstagvormittag zwischen 10 und 12 Uhr am Kassenhäuschen vor der Heimtribüne, Seite Kehrweg.
Stephan Pesch
Guter Aprilscherz ... Schoen waere es ja ...aber Platz und Stadion erfuellen nicht die FIFA & UEFA Norm