Es gibt Vereine, bei denen merkt man beim Blick auf die Clubgeschichte, dass sie nicht da spielen, wo sie hingehören. Der RFC Lüttich ist ein solcher Verein. Gegründet 1892, Stammnummer vier, erster belgischer Meister 1896, fünf Meistertitel insgesamt, ein Mal Pokalsieger. Einen besseren Gegner findet man wohl kaum, um eine Saison in der 1. Division B zu starten. Am Sonntag muss die AS Eupen in Lüttich ran.
Nach dem Abstieg kündigte der Verein eine Umstrukturierung an: Fokus auf junge Talente, gepaart mit erfahrenen Spielern. Ohne Druck geht es dabei in die Saison, der direkte Wiederaufstieg wird aktuell nicht als Ziel vorgegeben - zumindest in der externen Kommunikation.
Wohin die Reise geht, ist vor dem ersten Spiel sowieso schwer zu sagen. Die letzten beiden Testspiele gegen direkte Konkurrenten waren zumindest teilweise vielversprechend. Gegen Seraing gab es einen souveränen 4:1-Sieg, gegen Francs Borains ein 3:3 nach 120 Minuten. Nach 90 Minuten führte die AS zwar mit 3:1, aber zahlreiche individuelle Fehler im Laufe des Spiels erinnerten an die vergangene Saison, in der man oft nur mit dem Kopf schütteln konnte.
Es gibt also sicher noch einiges an Arbeit für Eupens Trainer Mersad Selimbegovic und sein Team vor dem Start der neuen Saison. Dabei kann das Spiel gegen den RFC Lüttich schon ganz klar richtungsweisend sein. "Ich glaube das wird heiß, eher weniger vom Wetter sondern von der Atmosphäre. Das ist eine Mannschaft, die weiß, was sie kann und was sie nicht kann. Die machen ganz einfache Sachen, aber sind dabei sehr konsequent. Wenn du da nicht aufmerksam bist, dann können die richtig wehtun."
Was den Kader für das Spiel gegen Lüttich angelangt, konnte man als Zuschauer in den vergangenen zwei Wochen schon einige Tendenzen für eine mögliche Startelf erkennen. Nach dem Testspiel gegen Francs Borains kann Selimbegovic auf die gleichen Spieler zurückgreifen. Nur die bereits länger verletzten Spieler brauchen noch etwas Zeit. "Es wird immer besser, auch Jan Kral macht große Teile vom Training wieder mit. Manaf Nurudeen wird noch nicht im Tor stehen, aber sonst gab es keine neuen Verletzungen dazu."
Neue Liga, alter Kapitän: Erneut trägt Boris Lambert die Kapitänsbinde. Zuletzt war er wieder als Innenverteidiger auf dem Feld unterwegs. Dort wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch am Sonntag stehen. Die 1B sei eine deutlich physischere Liga als die 1. Division A, darauf müsse die Mannschaft sich jetzt einstellen, so Lambert - und sich auf jeden Gegner bestmöglich vorbereiten. Vor allem dürfe Eupen keine Mannschaft unterschätzen.
Wie schlägt sich die AS Eupen in dieser für sie jetzt neuen Challenger Pro League? Die Antwort gibt es am Sonntag. Dann ist die Stammnummer 4276 aus Eupen zu Gast bei der historischen Stammnummer vier, dem RFC Lüttich.
Anpfiff in Lüttich ist am Sonntag um 16 Uhr. Wir berichten live von der Partie auf BRF1 in der Sendung Sporttreff.
Robin Emonts