Die olympischen Ringe haben für Glen Cuyle ab sofort eine andere Bedeutung: Mit einer hervorragenden Leistung konnte er sich in Paris für das Finale an den Ringen qualifizieren. Bei einem Schwierigkeitsgrad von 6,300 und mit 8,600 in der B-Note sprangen für ihn 14,900 Punkte heraus. Damit wurde er Vierter der Qualifikation - nur die besten acht Turner am betreffenden Gerät kommen ins Finale.
"Das war mit Abstand die beste Übung, die ich je gemacht habe", lachte Cuyle hinterher in der Mixed Zone der Bercy Arena. "Irgendwo bei mir im Hinterkopf spukte schon eine mögliche Finalteilnahme", gestand Cuyle, der selbst noch nicht wirklich fassen konnte, was er erreicht hat.
Der 22 Jahre alte Glen Cuyle ist nach Dennis Goossens erst der zweite belgische Turner, dem das gelungen ist. Goossens erreichte bei den Olympischen Spielen von Rio 2016 ebenfalls an den Ringen das Finale, wo er Achter wurde.
"Ich kenne Dennis gut, er sitzt oft in unserer Trainingshalle. Auch dank seiner bin ich so gut geworden an den Ringen", erklärte Cuyle.
Das Gerätefinale steigt am 4. August. "Wir werden das Video meiner Übung analysieren und schauen, was wir noch besser machen können. Ich habe noch eine Woche Zeit", freute sich der frischgebackene Finalist: "An den Ringen liegen die Wertungen sehr eng beieinander, wobei die beiden Chinesen Jingyuan Zou und Yang Liu außer Reichweite sind. Ich werde einfach versuchen, die gleiche Übung zu wiederholen. Ich weiß auch, dass einige der Top-Turner in der Qualifikation kleine Fehler gemacht haben. Also werde ich mir nicht allzu sehr Gedanken darüber machen."
Kuavita und Van den Keybus enttäuscht
Weniger gut lief es für Noah Kuavita. Am Barren landete er mit 13,700 Punkten auf Platz 51. Am Reck, für das er sich besonders viel vorgenommen hatte, lief es noch schlechter: Kuavita stürzte und nach Wiederaufnahme der Übung vermasselte er auch den Abgang: 11,866 Punkte und nur Platz 57.
"Manchmal klappt es, manchmal nicht. Das kann passieren", kommentierte der 24 Jahre alte Antwerpener sein Abschneiden. "Ich bin mit meinem ersten Element gut gestartet. Beim zweiten hatte ich das Gefühl, dass ich ein bisschen zu nah dran war. Ich wollte korrigieren und verpasste so die Reckstange", erklärt Kuavita seine Übung. "Der Rest lief gut, bis zum Absprung. Da hat mir etwas der Kampfgeist gefehlt, weil es eh schon fast vorbei war."
Unbedingt am Finale im Mehrkampf teilnehmen wollte Luka Van den Keybus: Mit einer Gesamtpunktzahl von 79,098 Punkten belegte er aber nur den 37. Platz. Er hätte es unter die 24 besten Turner schaffen müssen. Danach gab er zu verstehen, dass es möglicherweise sein letzter Wettkampf war: "Ich bin 27 Jahre alt, habe alles für den Turnsport gegeben. Ich bin mir darüber im Klaren, dass dies vielleicht das Ende ist", sagte Van den Keybus, der außerdem verriet, dass er bald Vater werde.
Am Barren erhielt Van den Keybus nach einem frühen Fehler nur 13,033 Punkte, am Reck 13,400 Punkte, bei der Bodenübung 13,533 Punkte, am Pauschenpferd 12,266 Punkten, an den Ringen 12,700 Punkte und beim Sprung 14,166 Punkte. Der Chinese Zhang Boheng erzielte im Allround mit 88,597 Punkten das vorerst beste Ergebnis.
Bei den Frauen stehen am Sonntagabend ab 21:10 Uhr für Nina Derwael und Maellyse Brassart die Qualifikationskämpfe an.
belga/sp