Valentino Rossi, was bedeutet Ihnen das 24-Stunden-Rennen von Spa?
Das ist das wichtigste Rennen der Saison. Ich habe es in der Vergangenheit immer angeschaut. Mir gefällt es besonders, weil alle Autos der gleichen Kategorie angehören, es sind alles GT3-Fahrzeuge, anders als zum Beispiel in LeMans. Und die Strecke gefällt mir besonders. Es ist einfach eine legendäre Rennstrecke und bisher bin ich sie nur auf dem Simulator gefahren. Ich bin sehr froh, hier zu sein, und gespannt was bei den 24 Stunden alles passiert.
Wie ist es diese Woche bisher für sie gelaufen?
Es ist mein erstes 24-Stunden-Rennen. Ich muss mich erstmal herantasten und alle Details kennenlernen. Es ist viel Vorbereitung. Es ging schlecht los, wir hatten ein Problem im ersten Training und sind nur drei Runden gefahren. Nachmittags hat das sich dann zum Glück geändert, wir haben am Auto gearbeitet und das Tempo verbessert. Unser Ziel war, in der Qualifikation in die Top 20 zu kommen. Das haben wir nicht geschafft. Wir hatten ein paar kleinere Problemchen. Meine Runde war nicht allzu schlecht, aber ich kann einiges verbessern. Der Startplatz ist nicht fantastisch, aber auch keine Katastrophe. Im Nachttraining bin ich dann zum ersten Mal in der Dunkelheit gefahren. Das ist schwierig, man sieht die Bremspunkte nicht gut oder wo die Ideallinie ist. Aber generell war das Feeling gut. Was es dann richtig schwierig gemacht hat, war, dass nach einer Stunde doch viel Schotter auf der Strecke war.
Wovor haben Sie am meisten Respekt im Rennen?
Das Rennen wird verrückt werden! Besonders, weil 66 Autos auf der Strecke sind. Es ist eine fantastische Strecke und sie ist perfekt für ein solches Rennen, weil sie lang genug ist mit ihren sieben Kilometern. Es macht riesig viel Spaß, hier zu fahren. Alle Kurven sind toll, es geht rauf und runter, es macht uns Fahrern sehr viel Spaß. Aber da so viele Autos dabei sind, wird einiges passieren. Man muss aufpassen, sich nicht ins Gehege zu kommen und das Auto nicht zu beschädigen. Der Doppel-Stint nachts wird sehr schwierig werden. Am Anfang geht es, aber irgendwann bauen die Reifen ab und du verlierst Grip. Und natürlich der Verkehr. Es wird ziemlich wild werden.
Sie sind um zehn Plätze strafversetzt worden, warum?
Ich bin aus Versehen an den Pitlimiter gekommen und war deshalb zu schnell in der Boxengasse. Ich habe gebremst und den Pitlimiter dann eingeschaltet, aber es war zu spät. Und dann im Nachttraining habe ich unter gelber Flagge überholt. Es war chaotisch, ich war in einer ganzen Gruppe von Autos und habe die Flaggen nicht gesehen. Der Bentley war superlangsam und ich bin vorbeigefahren. Es war nicht gefährlich, aber so sind nunmal die Regeln, wer bei Gelb überholt, wird um fünf Plätze strafversetzt. Fünf plus fünf macht zehn (lacht). Wir starten also nicht von 25, sondern von 35.
Es sieht so aus, als würde das Wochenende trocken bleiben. Eine gute Sache?
Ja, denn schon so ist es schwierig genug für mich. Trocken passt mir also am besten. Ich habe aber auch schon bei nassen Bedingungen getestet. Ich bin also vorbereitet, aber trocken ist mir lieber.
Wie denken sie über Ihre Saison bisher?
Ich bin ganz happy. Es ist plus minus, was ich erwartet habe. Das Niveau ist sehr hoch, es gibt viele schnelle Fahrer. Vom Tempo her bin ich nicht so übel, aber natürlich muss ich noch besser werden. Mit mehr Kilometern werde ich auch besser verstehen, wie ich das Auto fahren muss. Was mir aber nicht bewusst war: Dass es so viele Probleme um dich herum gibt. Es sind immer so viele Autos auf der Strecke. Das verursacht viele Schwierigkeiten, auf die du keinen Einfluss hast, Schmutz auf der Strecke zum Beispiel. Ich muss hart arbeiten, weil so viel neu ist: die Strategie, Fahrerwechsel, alle Regeln. Aber es macht Spaß und wir haben schon ein paar gute Resultate erzielt, in Misano oder Paul Ricard. Manchmal war es schwieriger. Aber meine Zwischenbilanz fällt positiv aus.
Wie verstehen Sie sich mit Ihren Teamkollegen beim Audi Sport Team WRT?
Sehr gut! Fred [Vervisch] ist sehr schnell und vor allem sehr lustig und ziemlich verrückt. Er ist ein guter Coach, ich kann sehr viel von ihm lernen. Nico [Müller] ist auch toll, immer ruhig und präzise, ich mag seine Art. Sie sind beide sehr schnell und ich mag die Beziehung, die wir aufgebaut haben. Wenn du ein Auto teilst, lernst du viel voneinander.
Sie haben sehr viele Fans hier, auch aus Motorradzeiten, die nicht wirklich wegen des Rennens da sind, sondern wegen Ihnen. Überrascht das Sie?
Ich wusste ja nicht, was nach meiner MotoGP-Zeit passiert. Aber ich habe immer noch sehr viele Fans auf der ganzen Welt. Das ist toll, auch wenn es nicht immer einfach ist, damit umzugehen. Aber meine Fans geben mir sehr viel Kraft. Ich bin froh, so viele Fans hier zu sehen. Die Testfahrten vor einem Monat waren das erste Mal, dass ich in Belgien war. Und die Begeisterung für Motorrad ist enorm. Ich habe viele Fans gesehen, die sogar Tattoos haben. Danke an euch alle! Und ja, es hat mich überrascht, dass es hier so viele Fans gibt, denn schließlich sind wir nie mit der MotoGP hier gefahren.
Denken Sie, dass die MotoGP nach Spa-Francorchamps kommen sollte?
Die Strecke ist fantastisch. Warum nicht? Das könnte sehr spaßig sein.
Katrin Margraff