Thierry Boutsen steigt nochmal ins Formel-1-Auto. In den Arrows aus dem Jahr 1986. "Vor 35 Jahren bin ich dieses Auto gefahren, seitdem habe ich es nicht mehr gesehen. Bis Montag, als wir die Sitzprobe gemacht haben", erzählt der dreifache Formel-1-Sieger.
Ein außergewöhnlicher Moment für Boutsen. Der Anlass: 100 Jahre Rennstrecke Spa-Francorchamps. Das Jubiläum ist im Vorfeld des Formel-1-Rennens dieses Wochenende gefeiert worden – mit vier alten Formel-1-Rennwagen, die über einen Teil der alten Strecke gefahren sind: einem Arrows A9, einem Copersucar-Fittipaldi F5A, einem Brabham BT26 einem March 701.
Als Boutsen in den 80er Jahren Formel 1 fuhr, gab es schon die neue Strecke. Aber er kennt die alte trotzdem - vom 24-Stunden-Rennen. Spa-Francorchamps hat für den Brüsseler eine große Bedeutung.
"Ich bin hier 1983 meinen ersten Grand Prix gefahren und 1993 meinen letzten, danach aber auch einige Langstreckenrennen, die ich auch ein paar Mal gewonnen habe. Jetzt wieder hier zu sein, ist toll, auch das Publikum zu sehen", sagt Boutsen. "Ein solcher Tag ist wichtig für alle: für den Motorsport und für die Fans."
Eingeladen zu der Jubiläums-Show waren die Einwohner der Gemeinden Stavelot und Malmedy. Beim Anblick dieser Autos werden manche ein bisschen nostalgisch. "In der Stavelot-Kurve habe ich früher mit meinem Vater gestanden, als noch die Motorräder hier fuhren", erinnert sich Jean-François. Jetzt ist er mit seinem Sohn dort. "Schönes Wetter und es ist gratis, was will man mehr?" Und auch Sohnemann Emile gefallen die alten Autos.
Nicht nur die Zuschauer, auch die Protagonisten haben ihren Spaß. Die Polizei hat eine Abordnung geschickt – stilecht in Gendarmerie-Uniform und mit einem VW Golf GTI aus dem Jahr 1988. "Wir sind es gewohnt, früheren Kollegen unsere Ehre zu erweisen. Wir passen noch gut in unsere alten Uniformen", lacht Didier Castenholz, der als Gendarm angefangen hat und nun Polizist ist. Er hat besonders die Fahrt im Golf genossen.
Kollege Leslie Paty ist pensionierter Gendarm und war auch früher an der alten Strecke im Einsatz. Damals wurde er mit Waffe und Gepäck am Bahnhof von Stavelot abgesetzt und bekam nur die Info: Du hast die Nachtschicht. "Wenn gutes Wetter war, kein Problem. Wenn es regnete, war das aber anders. Aus diesen schlechten Erfahrungen sind aber inzwischen tolle Erinnerungen geworden."
Katrin Margraff