Die Etappe zwischen Sorgues und Malaucène hatte es in sich. Als ob es nicht genug für die Fahrer wäre, zweimal den Mont Ventoux zu erklimmen, standen noch ein Anstieg der ersten Kategorie und zwei der vierten Kategorie auf dem Programm. Nach dem zweiten Anstieg des Ventoux über die steilere Flanke stand dann eine schnelle Abfahrt auf dem Programm.
Wer an Abfahrten denkt, der denkt automatisch an gute Abfahrer wie Julian Alaphilippe oder Wout van Aert. Und beide fanden sich in der Ausreißergruppe wieder. Alaphilippe hatte bereits früh angegriffen und sich die Punkte am Zwischensprint gesichert. Damit verteidigte er automatisch die Führung in der Punktewertung seines Teamkollegen Cavendish und erwischte die Gruppe des Tages, die sich währenddessen bildete.
In der Gruppe des Tages fanden sich nicht weniger als drei Fahrer der Trek-Segafredo-Mannschaft wieder. Doch die Fahrer des amerikanischen Teams konnten ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht ausnutzen. Denn ein Mann war zu stark für alle seine Fluchtbegleiter: Wout van Aert. Der belgische Meister schüttelte einen Konkurrenten nach dem anderen ab. Vier Minuten Vorsprung wies er sechs Kilometer vor dem letzten Gipfel des Tages auf. Am Ende des Tages sollte es etwas mehr als eine Minute Vorsprung auf seine ersten Verfolger sein.
In der Gruppe der Favoriten ließ ein Fahrer nach dem anderen abreißen. David Gaudu konnte bereits früh in der Etappe nicht mehr folgen. Ben O'Connor, den Zweiten der Gesamtwertung, erwischte es noch vor der Hälfte des letzten Anstieges. Auch Guillaume Martin, Enric Mas und Pello Bilbao konnten dem Tempo von Ineos nicht mehr folgen. Als Michal Kwiatkowski als letzter Helfer ausscherte, griff Jonas Vingegaard an.
Durch den Angriff von van Aerts Teamkollegen wurden auch noch Wilco Kelderman und Alexey Lutsenko abgeschüttelt. Schließlich wurde es auch für Rigoberto Uran und Richard Carapaz zu schwer. Nach noch einer Beschleunigung setzte sich der Däne Vingegaard auch noch von Pogačar ab. Pogačar, Uran und Carapaz fingen Vingegaard noch vor der Ziellinie ab.
Einen Tag nach seinem zweiten Platz im Massensprint sorgte van Aert also für einen dritten belgischen Tagessieg bei dieser Tour de France. Der Sieg auf einer der schwersten Etappen der Tour ist der vierte Etappensieg seiner Karriere auf der Tour de France. Die drei anderen Siege eroberte van Aert jeweils in Sprints.
Tadej Pogačar verteidigte sein Gelbes Trikot, neuer Zweiter ist Rigoberto Uran. Gleichzeitig bleibt er natürlich auch Führender in der Wertung des Weißen Trikots. Nairo Quintana verteidigt sein gepunktetes Trikot. Mark Cavendish erreichte das Ziel in der Zeit und bleibt im Grünen Trikot.
Die 12. Etappe der Tour zwischen Saint-Paul-Trois-Châteaux und Nîmes ist wieder eine für die Sprinter. Die Fahrer des Gesamtklassements müssen allerdings vorsichtig sein, denn die Region ist sehr wenig bewachsen. Die Wettervorhersagen melden Wind.
Christoph Heeren