Die Radsport-Saison dreht sich um die Tour de France. Diese Aussage hat wahrscheinlich nie so sehr gestimmt wie dieses Jahr. Schon früh sagten führende Persönlichkeiten des Radsportzirkus, dass das finanzielle Überleben vieler Radställe mit der Tour stehe und falle. So steht dieses Jahr das Kommerzielle mindestens so sehr im Fokus wie das Sportliche.
Beim Sportlichen steht eine Frage im Fokus: Wer gewinnt die diesjährige Tour de France? Neben Vorjahressieger Egan Bernal zählen der letztjährige Vuelta-Sieger Primosz Roglic und der Franzose Tibaut Pinot zu den Topfavoriten. Bernal (Ineos Grenadiers) und Roglic (Jumbo-Visma) haben neben sich mit Richard Carapaz, beziehungsweise Tom Dumoulin starke Co-Kapitäne, die auch um ein gutes Resultat mitfahren können. Dahinter gibt es eine Reihe von Kandidaten für die Top Ten, die angeführt werden vom Dauphiné-Sieger Daniel Martinez.
Favorit auf das grüne Trikot ist, gerade bei dieser bergigen Tour de France, der Slovake Peter Sagan. Sein ärgster Konkurrent wäre potentiell der Belgier Wout van Aert, der wird sich jedoch in den Dienst Roglic's stellen. So dürften Sprinter wie Sam Bennett und Caleb Ewan die Herausforderer für den siebenmaligen Sieger dieser Sonderwertung darstellen.
Vor dem Rennen ist immer schwer abzusehen, wer um das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers mitfahren wird. Kandidaten sind aber sicherlich der Belgier Thomas de Gendt, der Brite Adam Yates und die Franzosen Julian Alaphilippe und Waren Barguil. Auch Vorjahressieger Romain Bardet könnte wieder auf diese Sonderwertung schielen.
Aus belgischer Sicht dürfte der Fokus auf Etappensiegen stehen. Die 17 Belgier, die am Start stehen, sind entweder für Helferdienste in ihren Teams eingeplant oder werden Tageserfolge aus Fluchtgruppen suchen. Der Einzige, der da aus der Reihe tanzen könnte, wäre Van Aert, der auch aus einem Massensprint oder einem Sprint eines kleineren Feldes gewinnen kann, wenn ihm dazu die Chance gegeben werden sollte. Neben Van Aert gibt es noch einen Vorjahresetappensieger, Thomas de Gendt, der auch dieses Jahr für einen Sieg aus einer Fluchtgruppe heraus gut sein dürfte.
Christoph Heeren