Eigentlich war der 5. April für viele Fußballer aus der Region das Datum, auf das sie die letzten Wochen gewartet haben. Nach Wochen des Trainings in den eigenen vier Wänden sollte es ab dem 5. April wieder möglich sein, mit dem Mannschaftstraining zu starten. Die Realität sieht anders aus: Die Coronakrise hält weiter an, die Maßnahmen wurden verlängert und an Mannschaftstraining ist noch nicht zu denken.
Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr auf den Platz wurde letzte Woche von einer Entscheidung des belgischen Fußballverbandes vernichtet: Die Saison in den Amateurklassen wird abgebrochen. Diese Entscheidungen traf vor allem die DG-Vereine der 1. Provinzklasse hart, denn von den drei vorhandenen Clubs müssen mit Amel und Weywertz gleich zwei Vereine sehr wahrscheinlich in die 2. Provinzklasse absteigen. In der Situation möchte eine Mannschaft doch lieber bis zum bitteren Ende kämpfen.
Die Situation ist bei den anderen Vereinen der DG, die nicht vom Abstieg bedroht sind, etwas anders. Beim Präsident des RFC Raeren-Eynatten, Walther Collubry, kommt die Entscheidung gut an - denn nun gibt es Klarheit. "Ich sehe das positiv, weil wir jetzt endlich wissen, dass es nicht mehr weiter geht. Man kann jetzt über das Saisonende hinaus planen. Wir sind Dritter geworden und freuen uns auf eine weitere Saison in der 3. Division Amateure."
Die Union Kelmis bleibt eine weitere Saison in der 1. Provinzklasse. Die erste Mannschaft der Union ist stark in die Saison gestartet und konnte direkt die erste Tranche gewinnen. Danach ging es etwas bergab und aus der Aufstiegsrunde wird jetzt auch nichts mehr. Für Präsident Vincent Hubert ist der Abbruch der Saison trotzdem die richtige Entscheidung. "Ich finde es ganz okay. Die Gesundheit geht vor. Wir müssen die Entscheidung akzeptieren und kein Drama daraus machen, es ist nur Sport. Für uns ist das kein Problem, wir sind nächstes Jahr wieder in der ersten Provinzklasse und das ist okay für uns."
Starke 2. Provinzklasse
Der Honsfelder SV in der 2. Provinzklasse kann mit der Entscheidung auch gut leben. "Es musste eine Entscheidung getroffen werden. Ob die jetzt gut, schlecht oder wie auch immer ist, für uns spielt das sowieso keine Rolle", sagt HSV-Torwart und Vorstandsmitglied Andreas Henkes.
"Ich glaube, dass der Abbruch die beste Entscheidung war, allerdings hätte ich persönlich die Tabellen nach dem 15. Spieltag genommen. Da hat jeder gegen jeden ein Mal gespielt und dann wäre das eine relativ faire Tabelle gewesen. Ich glaube, dass auf uns noch andere Sachen zu kommen: Da werden wirtschaftlich und finanziell noch ganz andere Zeiten kommen die nächsten ein bis zwei Jahre."
Aus finanziellen Gründen hätte man auch sicherlich in St. Vith gerne noch weiter gespielt. Die endgültige Entscheidung hätte für Präsident Udo Theodor noch etwas warten können. "Wir hätten schon gerne unsere letzten paar Spiele noch gespielt, weil wir auch noch zusätzliche Heimspiele hatten. Wir stehen im Mittelfeld und haben dann weder nach oben noch nach unten etwas damit zu tun, aber für die Absteiger ist das natürlich schon bitter."
Was für die Absteiger bitter ist, kann jedoch auch eine neue Chance für den Provinzfußball in der Region sein. Sollte es nun wirklich zum Abstieg von Weywertz und Amel kommen, und ein Aufstieg von Emmels ist auch immer noch möglich, dann erwarten uns zahlreiche ostbelgische Derbys in der 2. Provinzklasse, die vielleicht auch wieder mehr Zuschauer an die Plätze in der Deutschsprachigen Gemeinschaft locken.
Für HSV-Torwart Andreas Henkes wäre die Freude über zusätzliche Derbys jedenfalls groß. "Wenn es denn so kommt, man weiß ja nie, wer noch dagegen vorgeht, freuen wir uns natürlich auf die Derbys. Das sind die Spiele, die jeder haben möchte und wo man finanziell vielleicht auch ein bisschen mehr Einnahmen hat als sonst."
"Aber wenn ich den Rückgang von den Eintritten und den Einnahmen in der Kantine sehe, glaube ich nicht, dass das einen riesigen wirtschaftlichen Faktor haben wird, wie es noch vor fünf bis zehn Jahren war. Aber kann ja sein, dass das nach der Krise wieder ein bisschen mehr regional wird und dass die Leute nicht mehr zur Bundesliga fahren oder nicht mehr im Fernsehen Fußball schauen, sondern wieder mehr auf die heimischen Spielfelder fahren. Von den Derbys her sind das jedenfalls genau die Spiele, die man auch als Spieler haben will."
Robin Emonts