Auf den ersten Blick sieht es nach einer ganz gewöhnlichen Halbzeitpause aus. Jeweils elf junge Männer stehen keuchend und schwitzend auf beiden Seiten. Die Trainer halten Ansprachen. Das Team aus Kettenis hat bisher gut gespielt, besonders im Abschluss. So ist die 2:0-Führung für Kettenis B nicht unverdient. Auf der anderen Seite wird dazu motiviert und angespornt, in der zweiten Hälfte nochmal alles zu geben. Ganz normale Szenen, die wohl aus jedem beliebigen Freundschaftsspiel stammen könnten.
Doch handelt es sich hierbei nicht um irgendein beliebiges Spiel. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die hintenliegende Mannschaft etwas ganz Besonderes ist. Denn die Spieler in den weißen Trikots haben allesamt Migrationshintergrund.
"Team Integration" heißt die neue Elf, die am Mittwoch ihr Debüt gab - und der Name ist Programm. "Wir haben Jungs aus Syrien, Afghanistan und der umliegenden Region. Aber auch Spieler, die aus Afrika zugezogen sind", erklärt Trainer Mario Kohnen. "Wir haben auch Spieler, die schon etwas länger in Eupen wohnen, aber noch Schwierigkeiten haben, hier Fuß zu fassen. Es ist schon eine ganz gemischte Truppe."
Das Team wurde vor knapp einem Monat in Partnerschaft mit der Initiative "Generation Amazing" gegründet. Nun fand die Premiere statt: ein Freundschaftsspiel gegen Kettenis B.
Auch für die Mannschaft aus Kettenis war das Spiel etwas Besonderes. "Das ist ein sehr schönes Projekt, ich habe es über die Presse verfolgt", erzählt Spieler Daniel Grosvarlet. "Im September ist das Projekt hier in Eupen gestartet und als der Trainer Mario Kohnen uns dann Anfang Oktober gefragt hat, war das für uns direkt die Gelegenheit zu sagen: 'Ja, wir möchten gerne die erste Mannschaft sein, gegen die die Integrationsmannschaft Eupen spielt!'. Für uns war es ein schönes rundes Gesamtpaket, die Mannschaft kennen zu lernen."
Und auch für die Integrationsmannschaft selbst stellt das Projekt eine Bereicherung dar. "Ich persönliche finde, das ist eine coole Sache, weil wir auch gegen andere Vereine spielen. Ich finde es einfach cool, dass wir zusammen spielen können", sagt einer der Spieler. Das sieht auch sein Teamkollege so: "Es macht auf jeden Fall Spaß. Der Trainer ist auch cool. Das Einzige, was ich nicht so gut finde, ist, dass wir nur ein Mal pro Woche Training haben. Wäre es zwei Mal, wäre eigentlich alles perfekt."
Bei den Spielern steht also der Sport klar im Zentrum. Doch das Projekt hat auch eine soziale Relevanz, wie Trainer Mario Kohnen bemerkt: "Zuerst mal, dass die verschiedenen Kulturen gut miteinander klarkommen. Das ist selbst bei uns nicht immer so einfach. Und schlussendlich hoffen wir auch, dass wir durch Freundschaftsspiele, die Berührungsängste abzulegen versuchen. Ziel ist auch, die Integration der Jungs, die bei uns hier in Eupen und der Umgebung spielen, etwas einfacher zu machen."
Sportliche Aktivität scheint perfekt für diesen Zweck. Denn gerade Fußball verbindet. "Ich glaube einfach, dass man mit Sport allgemein sehr viel bewegen kann", so Kohnen. "Der Fußball ist da natürlich prädestiniert, da er so eine Strahlkraft hat. Deswegen haben wir es uns auch zum Ziel gesetzt, so eine Mannschaft zu gründen und wir sehen, dass es alle Teilnehmer begeistert. Ich habe eigentlich jede Woche wieder den ein oder anderen Spieler mehr. Es ist einfach ein weltweites Phänomen, dass Fußball verbindet und begeistert."
Und das Spiel vom Mittwoch? Das hielt in der zweiten Halbzeit noch einiges bereit. "Team Integration" gab trotz zwei Toren Rückstand nicht auf und erarbeitete sich immer wieder Chancen. Die Partie war bis zum Schluss spannend und umkämpft. Wenige Minuten vor Spielende gelang der Integrationsmannschaft dann die Sensation: Erstmals im ganzen Spiel gingen die Gastgeber in Führung. Endstand 4:3 für "Team Integration". Ein starkes Debüt also von der kulturell wohl vielfältigsten Mannschaft der DG.
Das nächste Freundschaftsspiel spielt "Team Integration" am 20. November.
Max Kirchens