Letztes Jahr wurde Ugo de Wilde Vizemeister in der französischen Formel 4 und fährt nun den Formel Renault Eurocup F3R - als der Jüngste im ganzen Starterfeld, in dem mit Amaury Cordeel und Esteban Muth zwei weitere Belgier vertreten sind. Der Aufstieg ist nicht ohne. "Das Auto hat viel mehr Leistung und ist viel schwieriger zu steuern. Es ist ein enormer Schritt. Aber ich bin gut vorbereitet", sagt Ugo.
Auf den sieben Kilometern der Rennstrecke von Spa-Francorchamps ist der 270 PS starke F3R-Bolide 18 Sekunden schneller als der Formel-4-Wagen. "Es ist der nächste Schritt der Karriere. Alles steigt: die Geschwindigkeit, die körperliche Anstrengung, das Budget", erklärt Ugo. 500.000 Euro kostet die Saison, schätzt sein Vater, der Motorsport-Journalist Olivier de Wilde.
Schon mit vier Jahren saß Ugo zum ersten Mal in einem Kart. Vater Olivier hatte eine ganze Konstruktion gebastelt. Denn damals kam Ugo noch gar nicht an die Bremse. Zwölf Jahre ist das her, heute ist Ugo de Wilde auf dem Weg zum Profi.
Erstes Rennen, erster Sieg - und Alonso
Die Saison im Formel Renault Eurocup zählt zehn Rennwochenenden auf zehn berühmten Strecken. Dazu gehören Abu Dhabi oder Monaco. Und auf sein Heimrennen in Spa-Francorchamps - im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens - freut sich de Wilde natürlich besonders.
Los ging es in Monza. Und besser hätte es nicht laufen können, denn direkt im ersten Rennen gab es den ersten Sieg. Damit ist Ugo der jüngste Sieger in der Geschichte des Formel Renault Eurocup. Den Pokal überreichte ihm kein Geringerer als Fernando Alonso.
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Ugos Saisonziel sind die Top fünf. Und er will der beste Rookie werden. Um das zu erreichen, ist Ugo jetzt auf der Motorsport-Schule in Le Mans. Er wohnt neben der Rennstrecke - ein Traum für jeden jungen Rennfahrer. "Ich wache auf und sehe die Tertre-Rouge-Kurve. Wenn wir laufen gehen, kommen wir an der Dunlop-Kurve vorbei. Es ist traumhaft, dort zu sein", sagt de Wilde.
Der junge Mann ist alleine nach Le Mans gezogen. "Ich wohne alleine, muss kochen, einkaufen, den Haushalt schmeißen. Ich muss alleine klarkommen. Aber das lernt man. Es ist allerdings nicht leicht, weit weg von meiner Familie und meinen Freunden zu sein."
Schule, Sport und Haushalt
Auch nicht immer einfach: Als angehender Profisportler muss Ugo de Wilde auf seine Ernährung achten. "Viel Wasser trinken, gesunde Dinge essen. Schnell mal nach der Schule zur Fritüre und einen Snack reinschieben, wie ich das früher gemacht habe, das muss ich mir jetzt verkneifen", grinst Ugo.
Von halb neun bis vier drückt Ugo täglich die Schulbank und paukt Mathe oder Französisch wie jeder andere 16-Jährige. Danach stehen aber zwei Stunden Sport auf dem Stundenplan. Mit Fokus auf die Bereiche, die für Rennfahrer wichtig sind, wie zum Beispiel die Reflexe, die Bremskraft oder die Nackenmuskulatur.
"Es gibt zum Beispiel eine Maschine mit einer Helmvorrichtung, um speziell den Nacken zu trainieren. Wir haben alles, was nötig ist, um uns körperlich perfekt vorzubereiten", sagt Ugo de Wilde. Ein Rennfahrer muss eben zu hundert Prozent fit sein.
Traum Formel 1
Als Vorbilder nennt er Max Verstappen und Charles Leclerc, die wie er im Kart begonnen und dann einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben. Und jetzt sind sie in der Formel 1. Dahin will Ugo de Wilde auch.
"Ich weiß, dass viele von der Formel 1 träumen und nur wenige am Ende wirklich dort landen. Das ist aber genau das, was mich noch mehr motiviert. Denn wenn du es schaffst, hast du es auch wirklich verdient. Das treibt mich dazu an, jeden Tag hart zu arbeiten und alle diese Opfer zu bringen. Um es ganz nach oben zu schaffen."
Katrin Margraff