Zunächst sind Belgien und England mit jeweils sechs Punkten schon durch. Beide haben auch die gleiche Tordifferenz von 8:2 (+ 6). Bei Punkte- und Toregleichheit gilt das direkte Duell. Sollte es aber ein Unentschieden geben, wird - vor dem Losentscheid als letztem Ausweg - die Fairplay-Wertung herangezogen.
Da steht England vor dem Spiel etwas besser da. Die Engländer haben bislang nämlich eine Gelbe Karte weniger auf dem Konto als Belgien. Im ersten Spiel gegen Panama wurden gleich drei belgische Spieler verwarnt: Thomas Meunier, Jan Vertonghen und Kevin de Bruyne.
Nach zwei Gelben Karten ist ein Spieler für die nächste Begegnung gesperrt. Das will Nationaltrainer Roberto Martinez nicht riskieren vor dem wichtigen Achtelfinale, wo es wieder um alles geht. Er hat zuletzt häufiger gesagt: "Das wäre unprofessionell."
Übrigens: Die Schweiz, die gegen Costa Rica ihr letztes Gruppenspiel bestritten hat (2:2), muss im Achtelfinale gegen Schweden auf die beiden Abwehrspieler Stephan Lichtsteiner und Fabian Schär verzichten, weil sie ihre zweite Gelbe Karte bekommen haben. Bei den Schweden betrifft das Sebastian Larsson.
Außer dem Trio, das mit Gelb vorbelastet sind, könnten bei Belgien aber noch andere Spieler geschont werden. Nach dem Spiel gegen Tunesien hatte Martinez angedeutet, dass er gegebenenfalls auf Romelu Lukaku und Eden Hazard verzichten könnte, weil beide angeschlagen waren. Für Lukaku steht Michy Batshuayi als Ersatz bereit. Er hat nach der Einwechslung gegen Tunesien ja schon getroffen und gezeigt, dass er heiß ist.
Bei Eden Hazard ist es so, dass er beim Training am Mittwochabend ein orangefarbenes Leibchen trug, so wie die anderen Spieler, von denen auszugehen ist, dass sie in der Startelf stehen. Darunter ist auch Thomas Vermaelen, der nach seiner Verletzung wieder fit ist. Für Vincent Kompany kommt das England-Spiel noch zu früh.
Und was ist dran an der Vermutung, dass beide Teams lieber Gruppenzweiter werden wollen, um im weiteren Verlauf des Turniers auf leichtere Gegner zu treffen? Also: zuerst einmal wissen sie vor dem Spiel, auf wen sie im Achtelfinale treffen. Denn die beiden Spiele der Gruppe H werden schon am Nachmittag (Anpfiff 16:00 Uhr) ausgetragen.
Drei Mannschaften können noch weiterkommen. Japan (mit vier Punkten) spielt gegen Polen, das schon ausgeschieden ist, aber nichts zu verlieren hat. Spannend wird es im Spiel zwischen Senegal mit Moussa Wagué (4 Punkte) und Kolumbien (3 Punkte).
Gut zwei Stunden vor dem Anpfiff ihres Spiels (20:00 Uhr) wissen die Roten Teufel und die Engländer, wem sie als Gruppenerster oder -zweiter im Achtelfinale begegnen könnten.
Auch der mögliche weitere Turnierverlauf zeichnet sich schon ab: Demnach würde Belgien als Gruppenerster im Viertelfinale auf Brasilien oder Mexiko treffen. Später im Halbfinale wartet dann Frankreich, Argentinien, Uruguay oder Portugal.
Als Gruppenzweiter winkt ein mögliches Viertelfinale gegen Schweden oder die Schweiz. Im Halbfinale könnte der Gegner dann Spanien, Russland, Dänemark oder Kroatien heißen.
So oder so: Dem gefürchteten Viertfelfinale gegen Deutschland gehen die Roten Teufel nach dem vorzeitigen Ausscheiden des Weltmeisters aus dem Weg.
Als Gruppenzweiter müsste Belgien auch weniger reisen. Ganz ohne Anstrengung kommt man aber nicht ins Finale.
Und wie das mit vermeintlich leichteren Gegnern ist, konnte man vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft im Viertelfinale gegen Wales sehen, wo Belgien mit 1:3 verlor und ausschied, obwohl der Weg zum Halbfinale schon geebnet schien.
Stephan Pesch