Rotieren oder nicht rotieren, das ist wohl nicht die Frage. Auch wenn es im vermeintlichen Spitzenspiel der Gruppe G zwischen Belgien und England nicht nur um Ruhm und Ehre geht, sondern auch um den ersten Platz in der Gruppe G, könnte der ungeübte WM-Seher meinen, dass beide Coaches wohl ihre stärkste Elf auf den Platz schicken werden. Doch weit gefehlt, beide Teams sind bereits fürs Achtelfinale qualifiziert und der Sieg in dieser Gruppe scheint fast wie ein vergiftetes Geschenk zu sein.
Gareth Southgate, der Trainer der Engländer, und Roberto Martinez haben angekündigt, im Spitzenspiel rotieren zu wollen. Beide sprechen aber auch davon, unbedingt den Sieg in der Gruppe G davon tragen zu wollen.
Dass es in der Fußballwelt nicht immer ehrlich zu geht, ist sicherlich kein Geheimnis mehr. Das Pokerspiel der beiden Coaches kann gefährlich sein, wenn sich die Roten Teufel schon allzu sehr mit einem möglichen Viertelfinale auseinandersetzen sollten. In einem möglichen Achtelfinale könnte auch Kolumbien drohen, das im Spiel gegen die Polen gezeigt hat, dass die Mannschaft sicherlich auch zum erweiterten WM-Favoritenkreis gezählt werden muss.
Rotation hat in Belgien eine lange Tradition. Schon Guy Thys rotierte 1990 im letzten Gruppenspiel vier Spieler aus der Mannschaft und musste sich gegen Spanien mit 1:2 geschlagen geben. Vier Jahre später setzte Paul van Himst auf das gleiche Prinzip und kassierte mit den Teufeln ein peinliche 0:1-Niederlage gegen Saudi-Arabien.
Wilmots rotierte vor vier Jahren gleich acht Mal. Gegen Südkorea war aber auch der zweite Anzug zu stark und die Belgier konnten die stärkste Vorrunde in der teuflischen WM-Geschichte spielen.
Nun ist die Frage, wie viel Kalkül ist gut, um sich nicht schon allzu früh die Finger bei der WM zu verbrennen. Die Antwort gibt es am Donnerstag um 20 Uhr.
Christophe Ramjoie