Die Luft wird dünn bei der Rallye Dakar. Von den zwölf Etappen des Offroad-Abenteuers über knapp 9.000 Kilometer durch Paraguay, Bolivien und Argentinien müssen die Fahrer gleich sechs Tage im sauerstoffarmen Altiplano verbringen. Auf mehr als 3000 Metern in der Hochebene von Bolivien wartet auf Dakar-Dauersieger Stéphane Peterhansel & Co. Schwerstarbeit.
Der gigantische Tross startet an diesem Montag in Paraguays Hauptstadt Asunción in die aufregendste Rallye der Welt. Die Piloten und Crews werden von der 39. Auflage durch Sand und Staub erst am 14. Januar in Buenos Aires wieder von den Strapazen erlöst.
977 Kilometer
Als besonders hart gilt die neunte Etappe von Salta nach Chilecito. Sie wird "Super-Belén" genannt, weil sie um den Ort Belén führt und ist mit 977 Kilometern auch die längste Etappe für die fast 400 eingeschriebenen Fahrzeuge. "Das größte Problem bei der Dakar besteht für mich darin, über einen so langen Zeitraum konzentriert zu bleiben. Die Konzentration ist unheimlich wichtig", beschrieb Peugeot-Fahrer Cyril Desprès eine der Herausforderungen.
Um sich auf die dünne Luft besser einstellen zu können, schlief der Franzose schon im Vorfeld nachts immer in einem Höhenzelt, das die Anpassung erleichtern soll. "An Dakar denke ich das ganze Jahr", meinte Desprès über seine Vorbereitung auf die Rallye, die nun erstmals Paraguay zu ihrer Route zählt.
Das Rennen bedeutet auch immer Gefahr. Rund 70 Todesfälle wurden in der Historie der Rallye verzeichnet. Seit das Rennen 2009 nach Südamerika wechselte, kam in jedem Jahr mindestens ein Mensch während der PS-Hatz ums Leben. 2016 starb ein bolivianischer Zuschauer, der in Uyuni von dem Franzosen Lionel Baud angefahren wurde. Beim Start vor einem Jahr in Buenos Aires wurden 13 Zuschauer verletzt.
Beim Auftakt in Asunción werden nun auch Staatschef Horacio Cartes und sein bolivianischer Amtskollege Evo Morales erwartet. Rund 1000 paraguayische Polizisten sollen da für Sicherheit sorgen.
Favorit Peugeot
Von Beginn an werden die Blicke auf Titelverteidiger Stéphane Peterhansel und Beifahrer Jean-Paul Cottret gerichtet sein. Der französische Peugeot-Pilot konnte 2016 nach sechs Siegen auf dem Motorrad auch zum sechsten Mal mit dem Auto die legendärste aller Rallyes gewinnen. "Ich weiß nicht, ob mir eine so große Motivation noch bleibt", räumte Peterhansel 25 Jahre nach seinem ersten Dakar-Erfolg ein.
Die Teamkollegen Despres, Sébastien Loeb und Carlos Sainz sowie Nasser Al-Attiyah (Toyota) wollen den 51-Jährigen entthronen. Mini setzt unter anderem auf den Finnen Mikko Hirvonen, Jazeed Al-Rajhi aus Saudi-Arabien und Orlando Terranova aus Argentinien.
Belgier bei der Rallye Dakar
15 Belgier starten bei der Rallye Dakar - darunter nur jeweils einer auf dem Motorrad, Gilles Vandeweyen auf KTM, und einer im Auto: Beifahrer Tom Colsoul im Mini. Mit dem Polen Jakub Przygonski peilt Colsoul einen Platz unter den besten zehn an.
Allerdings gibt es ein belgisches Team: Jean-Marc Fortin bringt mit Overdrive ganze 26 Fahrzeuge an den Start. Mit dem Sieger 2015 im Team, Nasser Al-Attiyah, darf Fortin aufs Treppchen hoffen. Zu den Fahrern zählen auch die ehemaligen Sieger Giniel de Villiers und Nani Roma.
Bei den LKW sind drei belgische Fahrer - Steven Rotsaert, Noël Essers, mit 73 Jahren der älteste Belgier im Feld, und Dave Ingels - und zehn weitere Belgier als Assistent oder Navigator im Einsatz. Die größte Erfahrung hat Beifahrer Charly Gotlib, der zum 28. Mal die Rallye Dakar bestreitet.
Motorräder:
#102 Gilles Vanderweyen - KTM
Autos:
#316 Jakub Przygonski (Polen)/Tom Colsoul - Mini
LKW:
#504 Hans Stacey (Niederlande)/Jan Van der Vaet/Hugo Kuppen (Niederlande) - MAN
#512 Artur Ardavichus (Kasachstan)/Serge Bruynkens/Michel Huisman (Niederlande) - MAN
#520 Steven Rotsaert/Joeri Christiaen/Thomas Stroo - MAN
#523 Victor Willem Versteijnen (Niederlande)/Tom De Leeuw/Aart Schoones (Niederlande) - Scania
#527 Noël Essers/Johan Cooninx/Marc Lauwers - MAN
#529 Thomas Robineau (Frankreich)/Jose Martins (Portugal)/Dave Berghmans - Iveco
#538 Albert Llovera (Spanien)/Charly Gotlib/Jaromir Martinec (Tschechien) - Tatra
#541 Dave Ingels/Benny Raes/Michael Wrzos (Polen) - MAN
dpa/belga/km - Bild: Florent Gooden/DPPI