Drei Fahrer, ein Ziel: der zweite Platz der Rallye Deutschland. Die Spannung vor dem Finaltag war riesig. Dass es dabei gar nicht mehr um den Sieg ging, war Nebensache. "Für uns war es genauso spannend wie für die Zuschauer", sagt Thierry Neuville. "Natürlich war das Stress vor der letzten WP. Aber wir wussten, dass wir alles geben und versuchen werden, Dani unter Druck zu setzen. Das ist auch eigentlich gelungen, aber leider hat uns ein Zehntel zum zweiten Platz gefehlt. Das ist sehr frustrierend, aber das ist eben Motorsport."
Das Gefühl von "knapp verpasst" ist dieses Jahr nicht neu für Neuville. Auch in Polen und Finnland ging es eng zu – allerdings schrammte Neuville dort knapp am Treppchen vorbei. Dieses Mal sicherte er sich zumindest den dritten Rang. Der undankbare vierte Platz ging in Deutschland an Andreas Mikkelsen.
Neben den Punkten für Rang drei sicherte sich Neuville auch die drei Extra-Punkte für den Sieg bei der Power Stage. Dadurch macht er in der WM-Wertung einen Sprung von Platz fünf auf drei, gleichauf mit Hayden Paddon. Trotzdem bleibt bei Neuville ein bisschen Bedauern. Denn knapper als eine Zehntelsekunde geht es wirklich nicht.
"Kein perfektes Wochenende"
Ein bisschen Pech, ein bisschen aber auch selber schuld, sagt Neuville. "Es war kein perfektes Wochenende. Mehrere kleine Fahrfehler, die uns hier und da mal eine halbe Sekunde bis eine Sekunde gekostet haben. Und dann das technische Problem beim ersten Durchgang in Baumholder, mit der Servolenkung, das uns etwa zehn Sekunden gekostet hat. Die haben am Ende gefehlt, um wirklich um den Sieg mitzukämpfen. Und der zweite Platz wäre ansonsten locker drin gewesen."
Und so war nach den Wertungsprüfungen "Panzerplatte" auf dem Truppenübungsplatz Baumholder die erste Entscheidung des Wochenendes so gut wie gefallen. Sébastien Ogier setzte sich deutlich von den Konkurrenten ab, hatte am Ende des zweiten Tages mehr als eine halbe Minute Vorsprung und brauchte beim Finale nur noch die Führung zu verwalten. Am Ende waren es 20,3 Sekunden Vorsprung – und endlich nochmal ein Sieg für Ogier.
Nach einer sechs Monate langen Durststrecke wurde es auch Zeit. "Ja, es ist lang her", sagt Ogier, der zuletzt im Februar in Schweden gewann. "Aber der Sieg hier war nicht so einfach zu holen. Thierry und Dani waren sehr schnell, Andreas auch. Die Kollegen haben es uns nicht leicht gemacht. Und dann noch das wechselhafte Wetter, das hat wirklich für Kopfzerbrechen bei der Reifenwahl gesorgt. Aber am Ende gehen wir als Sieger hervor. Natürlich bin ich superglücklich.“
Zeit für Vertragsverhandlungen
Und da die Rallye China ausfällt, kann Ogier sogar schon beim nächsten Lauf den nächsten Titel perfekt machen. "Aber die Chancen, schon auf Korsika erneut Weltmeister zu werden, sind doch sehr gering", sagt Ogier. "Dafür müsste Andreas Mikkelsen so gut wie keine Punkte einfahren. Das will ich aber nicht hoffen. Ich denke, wir alle wünschen uns wieder so spannende Kämpfe wie dieses Wochenende."
China fällt also aus – aber Ferien gibt es keine. "Das Team wird sicher eine Beschäftigung für uns finden", grinst Neuville. "Ich denke, wir werden die Zeit nutzen, um Korsika besser vorzubereiten. Vielleicht ein paar Testtage mehr. Und ja, wer weiß." Wer weiß, vielleicht auch ein bisschen mehr Zeit für Vertragsverhandlungen. Denn ob Neuville nächstes Jahr bei Hyundai bleibt oder zu Citroën, Ford oder sogar Toyota wechselt, das weiß auch noch keiner. Noch so eine spannende Angelegenheit.
Katrin Margraff - Foto: Hyundai Motorsport