Er kam am Montag 25 Minuten zu spät zur Pressekonferenz. Ansonsten hat Christopher Froome seinen Plan aber perfekt eingehalten. Auf der ersten großen Bergetappe hat der Brite wieder angegegriffen und sich an die Spitze gesetzt. In diesem Jahr mit einem Novum: Froome griff nicht im Anstieg, sondern in der Abfahrt des Col de Peyresourde an und zeigte sich in der Downhill-Disziplin stark verbessert.
Der Brite hat auch bei dieser Tour de France nichts dem Zufall überlassen. "Taktisch sei es von Vorteil, wenn er jetzt schon im gelben Trikot fahre", sagte Froome den Journalisten. "Die Konkurrenten müssen jetzt angreifen, ich kann defensiv in die nächsten Etappen gehen", so Froome weiter.
Einziger Minuspunkt: Die Zeitabstände von Froome zu seinen Konkurrenten Adam Yates, Daniel Martin und vor allem Nairo Quintana sind noch nicht sehr groß. "Gerne hätte ich schon etwas mehr Vorsprung vor den Alpen gehabt", meint Froome denn auch.
Was ihn zuversichtlich stimmt, ist allerdings seine Mannschaft. In den Pyrenäen waren stets vier bis fünf Teamgefährten an Froomes Seite, während die Konkurrenten nur auf die Unterstützung von zwei oder drei Helfern rechnen konnten.
Voriges Jahr hatte der Kolumbianer bereits vor der ersten Bergetappe einen Rückstand von anderthalb Minuten auf Froome. In diesem Jahr sind es bislang nur 23 Sekunden vor den Alpen und vor der dritten Tourwoche, die in der Vergangenheit stets die stärkste Woche von Nairo Quintana gewesen ist.
Nach der Aufgabe von Alberto Contador gilt der Kolumbianer als einziger echter Herausforderer. Valverde, Bardet und Rodriguez werden nur als Außenseiter gehandelt. Christopher Froome geht davon aus, dass die Entscheidung am Donnerstag auf der Etappe zum Mont Ventoux und beim Einzelzeitfahren am Freitag fallen wird. Wer nach dieser Doppelaufgabe die Gesamtwertung anführen wird, dem dürfte auch der Sieg bei der Tour de France 2016 nicht zu nehmen sein.
"Ich kämpfe um jede Sekunde", sagt Froome. Er rechnet mit einem knappen Ausgang bei der Tour in diesem Jahr. Nur dass der Sieger am Ende Froome heißen wird, davon geht nicht nur der Brite selbst aus.
Die Frankreich-Rundfahrt der Belgier ist nach den zwei Tagen von Greg Van Avermaet im gelben Trikot schon jetzt ein Erfolg. Thomas De Gendt konnte sich kurz in der Bergwertung auszeichnen. Bleibt noch die Hoffnung auf einen weiteren Etappensieg durch einen belgischen Fahrer. Greg Van Avermaet will durchaus noch nicht nach Hause.
Werner Barth - Bild: Yorick Jansens/BELGA