In der Deutschsprachigen Gemeinschaft wurden in diesem Jahr 253 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es einen minimalen Rückgang, in 2024 waren es 258 Verträge. Und auch generell haben sich die Zahlen um die duale Ausbildung in der DG eingependelt.
Das Durchschnittsalter der Neueinsteiger liegt bei 18,5 Jahren, und auch die Verteilung nach Bildungsniveau entspricht weitgehend den Ergebnissen vom letzten Jahr. Jeweils rund 30 Prozent der Auszubildenden haben ein niedriges oder mittleres Schulniveau. Rund 40 Prozent weisen ein höheres Schulniveau auf.
Deutlich spürbar ist hingegen ein neu angewachsenes Interesse der Betriebe: Das ZAWM hat in diesem Jahr 48 Betriebe provisorisch anerkannt, im Vorjahr waren es noch 30. "Man merkt deutlich, dass die Betriebe in Ostbelgien ausbilden möchten und auch ihre eigenen Fachkräfte passgenau fördern wollen", erklärt Verena Greten, sie ist die geschäftsführende Direktorin des IAWM.
Einen Wermutstropfen gebe es dann aber doch. "Wir haben eine Lehrstellenbörse und da sind von insgesamt 321 eingetragenen Lehrstellen immer noch 213 Stellen offen geblieben. Da würden wir uns natürlich auch freuen, wenn in den kommenden Jahren das Interesse doch noch etwas größer wird und wir einen Teil dieser Plätze auch noch besetzen könnten", sagt Greten.
In Zukunft kommen in der DG zwei neue Ausbildungsberufe hinzu: Verwaltungsfachkraft im Gesundheitswesen und Verwaltungsfachkraft für Industrie. Besonders hier erhoffen sich die Verantwortlichen einen Zuwachs an weiblichen Auszubildenden. Denn obwohl der Frauenanteil seit dem letzten Jahr leicht angestiegen ist, liegt der Männeranteil in den Angeboten der dualen Ausbildung weiterhin bei rund 75 Prozent.
In der Hitliste der Ausbildungsberufe hat sich der Elektroinstallateur mit 21 Auszubildenden den ersten Platz gesichert. Mit nur einem Auszubildenden weniger folgt der Bauschreiner. Auf Rang drei steht der duale Studiengang Public and Business Administration mit 18 Auszubildenden. Weniger gefragt sind Ausbildungsberufe wie Maurer oder Küchenfachkraft.

Auch der Ausbildungsbetrieb Fit ó Fago in St. Vith spürt das: Hier gab es in diesem Jahr keinen neuen Ausbildungsvertrag. "Wir hatten zwei, drei Interessenten hier, die auch schnuppern gekommen sind. Das hat dann im Endeffekt aber nicht geklappt", erklärt Betriebsleiterin Melina Stoffels. "Ich finde, unser Beruf ist super vielfältig. Eigentlich ist es schade, dass niemand den Vertrag abgeschlossen hat. Aber ich bin optimistisch, dass es für das nächste Jahr klappt, weil dieser Betrieb hier sehr interessant für viele junge Menschen sein kann."
Optimistisch zeigt sich auch der zuständige DG-Minister Jérôme Franssen. Denn im Rahmen der Erhebung der Zahlen wurde auch eine Umfrage bei den Auszubildenden durchgeführt: Rund 70 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, dass sie sich vor allem aus Spaß am Beruf für eine Ausbildung entschieden haben. Rund 50 Prozent sagten, dass die Veranstaltungen und Events rund um die duale Ausbildung bei der Entscheidung geholfen haben.
"Daran sieht man, dass die konkrete Begegnung zwischen den Auszubildenden und den Betrieben sehr wichtig ist", so Franssen. "Da ist es sehr gut, dass wir sehr viele Veranstaltungen in diesen Formaten auch machen. Das ZAWM, das IAWM in Zusammenarbeit natürlich auch mit dem technisch-beruflichen Unterricht. Auch andere Schulen oder das Arbeitsamt mit der Berufsmesse oder die Schnupperwochen, die wir haben, sind da sehr wichtig."
Durch Angebote wie die Erlebniswerkstatt werden auch schon Kinder in der Primarschule mit dem Handwerk vertraut gemacht. Ein wichtiger Schritt, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen, findet Franssen. Neben solchen Initiativen wird es in Zukunft aber auch eine andere Maßnahme geben, die dabei helfen soll, Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.
"Wir haben jetzt ein sogenanntes Kompetenzfeststellungsverfahren ins Leben gerufen. Das ist nicht zuletzt auch für diejenigen gedacht, die bald ihr Anrecht auf Arbeitslosengeld verlieren werden. Wir haben im Arbeitsamt da schon den 'Fokus Job' und da gibt es auch verschiedene Module in diesem Kontext, die sich auf Schule - also auf Ausbildung und Studium - konzentrieren. Damit wollen wir ein erstes Angebot machen, um die Berufsorientierung in Ostbelgien nochmal auf andere Füße zu stellen."
Auch darüber hinaus gibt es für die duale Ausbildung in der DG klare Ziele: So soll beispielsweise das "Erasmus+"-Angebot für Auslandsaufenthalte noch mehr von den Auszubildenden genutzt werden, die Qualität der Ausbildung weiter steigen und auch der Bau des Technologiecampus in St. Vith soll so schnell wie möglich starten.
Lindsay Ahn