Wenn es nach dem Ecolo-Abgeordneten Freddy Mockel ginge, würde er am liebsten jeden Tag mit seinen wallonischen Parlamentskollegen in deutscher Sprache Standpunkte und Meinungen teilen. "Theoretisch ist das in diesem Parlament sogar möglich, jedenfalls in den Plenarsitzungen. Es gibt natürlich einige praktische Gründe, weshalb ich das jetzt nicht in die Realität umsetzen werde. Aber es ist doch auch ein Zeichen, wenn das wallonische Parlament dies vorsieht."
Die liberale Abgeordnete Christine Mauel betonte ihrerseits, "dass das Parlament der Wallonie ein Ort des Dialogs, der Offenheit und der Einbindung ist. Diese Haltung spiegelt sich auch darin wider, dass die Stimme der Deutschsprachigen Gemeinschaft so wie heute institutionell gehört und respektiert wird."
Für den sozialistischen Abgeordneten Patrick Spies sollte die deutsche Sprache nicht nur an einem bestimmten Tag im Jahr "hörbarer Teil" der Debatten im wallonischen Parlament sein. "Als Abgeordneter aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft sehe ich es als meine Aufgabe, Themen aus Ostbelgien in diesem Hause einzubringen - weil sie Teil der wallonischen Realität sind. Wir gehören zur Wallonie und unsere Anliegen sind auch wallonische Anliegen."
In Namur sei auch schon in der Vergangenheit die Bindeglied- oder Brückenfunktion der DG ins deutschsprachige Ausland erkannt und anerkannt worden. "Deutsch zu sprechen, heißt für uns nicht, sich abzugrenzen. Es heißt, sich zu verorten - uns selbst, aber auch gegenüber anderen. Als Deutschsprachige Gemeinschaft pflegen wir eine Kultur der kooperativen Autonomie. Innerhalb dieses Rahmens ist jeder willkommen. Dank ihr können wir mit allen unseren in- und ausländischen Partnern gemeinsam nach Lösungen Ausschau halten."
Christine Mauel brachte darum den aktuellen Vorsitz der Wallonischen Region in der Großregion zur Sprache, die von Nordfrankreich und Luxemburg über das Saarland und Rheinland-Pfalz bis in den südlichen Teil von Belgien reicht. "Einem Raum mit rund zwölf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, von denen mehr als die Hälfte deutschsprachig oder deutschsprachig geprägt ist. Täglich überqueren hier Hunderttausende die Grenzen, um zu arbeiten, zu studieren oder sich zu begegnen. Hier wird Europa konkret gelebt, jeden Tag, im Kleinen wie im Großen."
Für Freddy Mockel müssen grenzüberschreitende Kontakte dabei nicht immer über die Großregion laufen oder mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft in einer Brückenfunktion. Dafür müsse aber langfristig die Kommunikationsbasis erweitert werden. Als Beispiel nannte er die gemeinsamen Bemühungen, das Einstein-Teleskop in der Euregio Maas-Rhein anzusiedeln. Es müssten nicht mal solche Leuchtturmprojekte sein. "Ein Einheitsticket für grenzüberschreitende Buslinien wäre auch schön. Wenn man zum Beispiel in meiner Region seit über 30 Jahren auf ein solches Ticket für die Busverbindung zwischen Eupen und Aachen wartet, hat das nicht nur mit technischen Gründen zu tun, sondern auch mit einer Frage des Austausches."
Insofern waren die symbolträchtigen Redebeiträge der ostbelgischen Abgeordneten in Namur nicht nur Beiträge in eigener Sache.
Stephan Pesch