Lange war die mittelalterliche Burg von St.Vith in Vergessenheit geraten. 2020 wurde sie wiederentdeckt und kurz darauf unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem fanden Ausgrabungen an der Burgruine statt. Diese sind erst vor wenigen Wochen zu Ende gegangen. Kein Wunder also, dass die Tage des offenen Denkmals in diesem Jahr in St.Vith stattfinden.
Zu diesem Anlass sollen in St.Vith die Ergebnisse der Untersuchungen präsentiert werden, erklärt Tatjana Corman, Referentin für Kulturerbe im Ministerium der DG. “Wir suchen uns ja immer eine Stadt oder einen Ort aus, an dem wir in der DG die Tage des offenen Denkmals feiern können und das war für und jetzt die Gelegenheit, die Überreste der mittelalterlichen Burg zu zeigen. Wir haben drum herum ein tolles Programm zusammengestellt.”
Zu diesem Programm zählen unter anderem Vorträge, Filmvorführungen im Kino Corso, und natürlich auch die ein oder andere Ausstellung. Im ZVS können die Besucher in einer Sonderausstellung zum Beispiel Fundstücke sehen, die im damaligen Wassergraben der Burg gefunden wurden, darunter Wasserkrüge und sogar Kanonenkugeln.
Wer einen Blick auf die Ruine werfen wollte, konnte bislang nur durch den Bauzaun, der die archäologische Stätte umringt. Am Wochenende wird es zum ersten Mal möglich sein, die Burgruine auch aus direkter Nähe zu sehen. Damit an der sensiblen Ausgrabungsstätte kein Schaden entsteht, haben die Organisatoren vorgesorgt. “Das ist der einzige Ort, den man am Wochenende nicht ohne Führung besuchen kann. Es werden kleine Gruppen von zehn bis 20 Menschen hindurchgeführt. Die Führungen finden in verschiedenen Sprachen statt und es gibt auch extra Führungen für Kinder, wobei die Kinder auch bei den normalen Führungen mitmachen können.”
Apropos Kinder: Die sind bei den Tagen des offenen Denkmals ganz besonders willkommen. An zahlreichen Orten wird die Geschichte der Stadt kindgerecht aufgearbeitet - zum Beispiel durch die Erzählungen des Maskottchens Karlotta Kulturerbe. Wie der Referent für Kulturerbe Thomas Aussems erklärt, wollen die Organisatoren ein schönes Programm für die ganze Familie anbieten. "Es gibt Rätsel- und Suchspiele und wir haben auch Kinderanimationen. Zudem haben wir Hörspiele, bei denen Kinder für Kinder die Geschichte eines Gebäudes oder eines Denkmals erklären und dann den geschichtlichen Hintergrund erzählen."
Auch für die Erwachsenen gibt es QR-Codes zum Scannen und Audiogeschichten zum Hören - zum Beispiel den Audiorundgang "Neun Häuser", der gemeinsam mit dem Agora-Theater entstanden ist und die Zerstörung der Stadt durch den Zweiten Weltkrieg behandelt. Viele Denkmäler seien aufgrund des Krieges verloren gegangen, sagt Thomas Aussems. Ziel der Tage des offenen Denkmals sei es daher auch, den Blick auf die neuentstandene Baukultur nach dem Krieg zu lenken.
Ein hervorragendes Beispiel dafür befindet sich nur einen Steinwurf entfernt von der mittelalterlichen Burgruine: die Pfarrkirche St. Vitus. Bei den Bombenangriffen der Alliierten 1944 wurde sie zerstört. Im Jahr 1959 wurde eine neue Kirche im neo-romanischen Stil fertiggestellt. Wer gut aufpasst, entdeckt hier und da aber noch einige Elemente aus dem Mittelalter. "Man hat in der Kirche unglaublich viel Symbolik, die man sich ansehen kann. Es befinden sich dort auch einige Sachen aus der Vorgängerkirche - zum Beispiel das Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert. Das steht heute noch in der Kirche und einige weitere Objekte sind dort auch integriert worden."
Die Burgruine und die Kirche St. Vitus sind nur zwei von vielen Orten, die am Wochenende ihre Tore öffnen. Auch der Büchelturm, das Rathaus, die Kapelle Wiesenbach und zahlreiche weitere Stationen erzählen die spannende und oft bewegte Geschichte St. Viths - vom Mittelalter bis zur Moderne.
Alle Angebote der Tage des offenen Denkmals sind kostenlos. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite von Ostbelgien Kulturerbe.
Lindsay Ahn