So groß wie 90 Fußballfelder ist die Oberfläche des Fort Eben-Emael. Zwischen 1932 und 1935 erbaut sollte das Fort die Brücken über der Maas und dem Albertkanal vor Angriffen schützen. Die Festung galt damals als uneinnehmbar. Doch das war ein Trugschluss, wie sich am 10. Mai 1940 zeigte, als hier der Zweite Weltkrieg für Belgien begann.
"Mit einem Überraschungsangriff der deutschen Wehrmacht mit einer neuartigen Angriffstaktik und einer neuen Waffe, der Hohlladung, ist das Fort in 32 Stunden eingenommen worden bzw. hat es kapituliert", erklärt Serge Fijalkowski, Museumsführer im Fort Eben-Emael.
Die tragische Geschichte des Forts kennt Fijalkowski bestens. Der Eupener leitet die Führungen für deutschsprachige Besucher und zeigt, was sich im Inneren der Festung verbirgt. Durch einen fast 200 Meter langen Stollen geht es in die unterirdische Kaserne. Bis zu 1.200 Soldaten fanden hier Platz. In Friedenszeiten waren 500 Mann ständig im Fort, die im Wochenrhythmus wechselten. Vieles ist noch erhalten im Fort Eben-Emael, und in den renovierten Räumen erzählen Szenen vom Alltag der Soldaten in der Festung.
In einer neuen Ausstellung des Museums geht es um die historischen Ereignisse rund um den 10. Mai 1940. Es waren vor allem junge Menschen, die bei dem Angriff auf das Fort und den anschließenden Kampfhandlungen ums Leben kamen. 116 Stufen geht es hoch in die nächste Ebene, die sich 25 Meter unter dem Hügel befindet. Besucher können hier einen Teil des fünf Kilometer langes Korridornetzes erkunden. In der Feuerleitstelle erfährt man, wie die militärischen Beobachter draußen mit der Leitung im Fort kommunizierten, Feueranfragen weitergeleitet und Ziele berechnet wurden - bis es dann zur Ausführung des Feuerbefehls kam.
Das Feuer wurde aus den Kasematten abgeschossen. Insgesamt 17 dieser mit Panzertüren verschlossenen Gefechtsstände zählte das Fort Eben-Emael. Einige kann man beim Rundgang besichtigen. Welches Ausmaß die Zerstörung beim Angriff der deutschen Lastensegler im Mai 1940 hatte, ist noch im Gefechtsstand Maastricht 1 sichtbar. "Hier befinden wir uns am Fuß der Kasematte Maastricht 1, die am Morgen des 11.5. zerstört worden ist mit einer Hohlladung von 50 Kilo", erzählt Serge Fijalkowski.
Die Explosion hat schließlich zur Kapitulation des Forts geführt. 24 belgische und sechs deutsche Soldaten sind bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Viele wurden schwer verwundet. "Nie wieder Krieg" ist die mahnende Botschaft, die das Fort Eben-Emael seinen Besuchern mit auf den Weg gibt. "Man kann bei dem aktuellen geopolitischen Geschehen sagen, dass die Menschheit einfach nicht schlau wird. Man investiert weiter. Jetzt ist die Aufrüstung wieder Thema. Wohin sie führen wird? Hoffentlich nicht in einen neuen Krieg. Und zu was? Um letztendlich nichts zu haben", gibt Fijalkowski zu bedenken.

Michaela Brück