Julien Gillard aus Malmedy hat einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen. "Nach meinem Ingenieur-Studium in Lüttich habe ich in München promoviert. Und dann bin ich zu McLaren gegangen, wo ich mit Simulatoren gearbeitet habe. Danach bin ich zu Toyota Gazoo Racing gewechselt, auch da war mein Team verantwortlich für die Simulatoren in Amerika, in Europa und auch in Asien. Und dann kam die Idee, diese professionelle Technologie, die sonst immer innerhalb eines Teams und sehr geheim bleibt, für andere auf den Markt zu bringen."
Bestes Beispiel sind die Teams, die dieses Wochenende beim 24-Stunden-Rennen von Spa antreten. Die haben – anders als die Rennställe in der Formel 1 – keinen eigenen Simulator. Fahrer und Ingenieure von fünf Teams haben diese Woche den Simulator von Virtex an der Rennstrecke ausprobiert. "Die Idee ist, genau wie in der Formel 1, dass der Simulator nicht nur den Fahrern hilft, sondern auch dem Rennstall. Wie können wir das Setup verbessern? Ziel ist, die komplette Mannschaft so gut wie möglich auf das nächste Rennen vorzubereiten."
Die Technik kommt von Dynisma aus Bristol und wird unter anderem auch von dem Formel-1-Rennstall Ferrari genutzt. Mit Lidar-Technologie werden die verschiedenen Rennstrecken der Welt gescannt, damit jede einzelne Bodenwelle erfasst wird und die Strecke im Simulator so realistisch wie möglich rüberkommt.
"Die Fahrzeughülle bleibt für alle gleich, es ist ein GT3. Aber wir wechseln das Lenkrad und die Pedal Box. Es gibt auch so ein Switch Panel, wo die Fahrer alle Funktionen haben, sogar Scheibenwischer etc. Aber das Lenkrad ist wirklich wichtig, in so einem Simulator können die Fahrer nämlich zum Beispiel ABS oder Traktionskontrolle live wechseln, wie sie es auch auf der Strecke machen würden", erklärt Julien Gillard.
Der brasilianische Rennfahrer Augusto Farfus, der sich selbst als "Old School"-Fahrer bezeichnet und Simulatoren nicht mag, war jedenfalls beeindruckt. "Das ist wirklich ganz nah am Gefühl im echten Rennauto! Und ich werde nicht dafür bezahlt, um das zu sagen. Ich bin hier, weil ich wirklich neugierig war."
Auch Rennstrecken-Direktor Amaury Bertholomé hat einen solchen Rennsimulator schon getestet. "Es ist wirklich total realistisch. Die Technologie ist sehr präzise, man fühlt jede einzelne Unebenheit, die Geschwindigkeit und auch die Bremskraft. Mit dem riesigen Bildschirm, der das ganze Blickfeld ausfüllt, taucht man wirklich total ins Geschehen ein."
Ziel der Rennstrecke ist es, das Angebot immer weiter auszubauen - nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Profis. "Das gehört zu unserer Strategie, uns immer breiter aufzustellen und den Service zu diversifizieren", so Bertholomé. "So haben wir außerdem auch in den Herbst- und Wintermonaten, wenn keine Autos auf die Piste gehen, etwas zu bieten."
Katrin Margraff