Ein Waschtisch mit Schränken - alles aus ostbelgischer Fertigung. Entworfen und gebaut von einem Möbelschreiner aus einem Bütgenbacher Betrieb. Eine Prüfungsarbeit, die nicht ausschließlich als Ausstellungsstück dient, sondern danach tatsächlich eingebaut und genutzt wird. Die Anforderungen an das Werk des Prüflings sind dementsprechend, erklärt Frank Fritschen, ZAWM-Koordinator für den Fachbereich Holz:
"Das muss natürlich für den Zweck im Bad gemacht sein. Das muss gegen Feuchtigkeit funktionieren, dass da nicht direkt Flecken sind vom Wasser, vom Shampoo. Und es müssen mindestens drei verschiedene Holzverbindungen drin sein", sagt er. "Und von den Verbindungen, die wir nicht mehr sehen, muss der Schüler eine Bilddokumentation erstellen. Damit wir sehen, dass er das auf den Zeichnungen drauf hat, es aber auch wirklich drin ist."
Und manchmal ist auch Zusammenarbeit mit anderen Berufen gefragt - bei dem Waschtisch war das zwischen dem Möbelschreiner mit Kollegen aus dem Sanitärbereich der Fall.
Im Triangel ist im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön aufgefahren worden. Denn auch Traktorenschlosser stellen aus.
Die Prüflinge aus dem Einzelhandel hatten Nachhaltigkeit als übergeordnetes Thema erhalten. Entstanden sind etwa Windeln, die herkömmliche Produkte ersetzen und Müll vermeiden sollen.
Und auch die Metallbauer zeigen in St. Vith ihr Können. Ein Geselle aus einem Eupener Betrieb fertigte eine Hollywoodschaukel. Kevin Gensterblum, Metallbaumeister und Lehrer, erklärt den zeitlichen Ablauf:
"Das Gesellenstück geplant wird über ein ganzes Schuljahr. Im zweiten Jahr fangen wir schon an, denen zu sagen: Macht Euch mal Gedanken, was Ihr gerne bauen würdet. Im dritten Jahr geht es im September dann auch direkt los, dass wir die Rahmenbedingungen besprechen, dass dann gesagt wird 'Schaut, dass Ihr nicht über einen gewissen Kostenfaktor kommt. Schaut, dass Ihr nicht über einen gewissen Stundenfaktor hinweg kommt.'"
Die Gesellen- beziehungsweise Meisterstücke werden bewertet, aber es zählt auch Anderes, wie ZAWM-Direktorin Claudia Thissen verdeutlicht.
"Hier laufen auch Prüfungsjurys durch die Übungsstücke. Die bewerten das. Aber das ist ein Teil der Gesamtquote. Die Schüler haben teilweise auch Fachkunde, da wird eine Fachkundeprüfung absolviert. Die haben teilweise Allgemeinkunde, das muss auch bestanden werden. Das ist also ein Teil der Gesamtquote, um am Ende den Gesellenbrief oder den Meisterbrief zu erlangen", so Thissen.
Blickt man auf handwerkliche Berufe, seien die Lehrlingszahlen in Ostbelgien derzeit recht stabil, sagt die ZAWM-Direktorin - zumindest in den vergangenen Jahren:
"Wenn man aber auf die letzten 20 oder 30 Jahre zurückschaut, sieht man doch schon einen klaren Unterschied in der Anzahl der Lehrlinge. Da geht die Anzahl doch schon stark runter."
Das liegt zum Beispiel an der Konkurrenz durch die Möglichkeit, ein Studium zu beginnen. "Es sind natürlich sehr viele neue Berufe entstanden: In den Medienbereichen, in IT-Bereichen und und und. Ich glaube, da gibt es nicht diesen einen Grund", meint Thissen.
Nicht nur in St. Vith, sondern auch in Eupen zeigt das ZAWM übrigens Prüfungsstücke - in weiteren Berufen und bereits seit Dienstagabend.
Moritz Korff