Schon im letzten Jahr hatte der Bauernbund Ostbelgien verschiedene Politiker auf die Höfe der Region eingeladen. Auch Ministerpräsident Oliver Paasch stand auf dieser Liste und hat deshalb am Dienstag den Hof von Michael Dahlen in Herbesthal besucht. Empfangen wurde der Ministerpräsident nicht nur von Michael Dahlen und seiner Familie, sondern auch von Vertretern des Bauernbundes Ostbelgien und des Grünen Kreises.
Seit über 200 Jahren befindet sich der Hof in Herbesthal in Familienbesitz. Wie die Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe in Ostbelgien ist auch er auf die Milchproduktion spezialisiert. Als Michael Dahlen dem Ministerpräsidenten den Betrieb vorstellt, präsentiert er auch einige Satellitenaufnahmen von der Umgebung des Hofes – rot umkreist ist darauf bebautes Land zu erkennen, oftmals sind es kleine oder größere Siedlungen, die sich durch oder entlang der landwirtschaftlichen Flächen erstrecken.
Ein Problem, mit dem viele Landwirte in der Region zu kämpfen haben, wie Dahlen erklärt. Viel zu viele landwirtschaftliche Flächen seien in den letzten Jahren durch den Bau von Häusern, Infrastrukturen und Industriezonen verloren gegangen.
"Das sind auch alles Bedarfe, die da sind, das ist ganz klar. Aber man hat einfach in der Vergangenheit zu wenig Sorge gehabt, so wenig Land wie möglich zu brauchen. Der Hintergrund bezieht sich zum einen auf die Betriebe, die betroffen sind und dadurch Flächen verlieren und eingeschränkt werden, zum anderen geht es aber auch darum, dass sich die Welt global gesehen sehr verändert hat."
"Wir haben eine steigende Weltbevölkerung und zur gleichen Zeit nimmt die landwirtschaftliche Nutzfläche immer weiter ab. Nicht nur durch Bebauung, wir haben auch weltweit immer mehr Wüsten und Unwetter. Das wird sich in Zukunft immer weiter zuspitzen. Alleine das ist ein Grund mehr, immer sorgsamer mit der landwirtschaftlichen Fläche umzugehen und so wenig wie möglich davon zu verbrauchen", erklärt Michael Dahlen.
Auch wenn der angerichtete Schaden wohl nicht mehr zu retten sei, habe die DG jetzt die Möglichkeit, es in Zukunft besser zu machen. "Mehr als die Hälfte der ausgewiesenen bebaubaren Flächen in der DG ist noch nicht bebaut. Viele Dörfer sind auch noch relativ jungfräulich. Man kann also aus den Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht worden sind, lernen, um sie in der Zukunft zu vermeiden."
"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und die Gespräche mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind aktuell sehr gut. Der Wille ist da. Jetzt muss es nur noch in Zukunft umgesetzt werden, dass weniger Fläche verbraucht wird und man die Dinge besser macht", hofft Dahlen.
Einzigartige Chance
Oliver Paasch zeigte sich offen für den Austausch und die Kooperation mit den landwirtschaftlichen Vereinigungen. Bereits in der letzten Legislatur habe die Regierung ein Abkommen mit den landwirtschaftlichen Akteuren getroffen, an dieses Abkommen wolle sich die Regierung auch in Zukunft halten.
"Wir haben hier die außerordentliche, vielleicht sogar einzigartige Chance, unseren Raum so zu ordnen, dass er den Ansprüchen der verschiedenen Interessengruppen Rechnung trägt. Wenn man dieses Ziel eines Interessensausgleichs verfolgt, muss man die Chance der Kleinheit nutzen und einen Dialog mit möglichst vielen Betroffenen führen", so Paasch.
Noch vor der Sommerpause möchte die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft zusammen mit den Gemeinden einen Entwurf für die Raumordnung formulieren. Im Anschluss soll der Entwurf mit den verschiedenen landwirtschaftlichen Verbänden diskutiert werden.
Lindsay Ahn