In der Industriezone "Les Plénesses" in Thimister-Clermont steigt der Weywertzer Tobias Brüls die Treppen aus seiner Produktionshalle zu seinem Büro hinauf. Überhaupt geht es für den 29-Jährigen und seine Firma ständig aufwärts.
60 Prozent der Aufträge stammen aus der Rüstungsindustrie, erzählt er: "Die Anfragen sind extrem. Bei den Bestellungen merkt man immer mehr, dass es in den Bereich Rüstung geht. Was auch wirklich für uns positiv ist, dadurch können wir unser Wachstum verschnellern. Wie sind super froh, so eine Auftragslage zu haben."
Vor zwei Jahren haben Tobias Brüls und sein Geschäftspartner Luca Thissen aus Kettenis das Unternehmen "Ateliers Roland Pesch" übernommen. Viel Geld wurde in modernste Technik investiert. Der Umsatz konnte verfünffacht werden, erklärt der 30-jährige Luca Thissen. "Wir machen auch Elektronikkartengehäuse, Optikgeräte, was sehr technisch ist. Wo man denkt, es ist gar keine Waffe, aber es wird für ein Waffensystem oder für ein Abwehrsystem genutzt. Die Anforderungen werden immer genauer und immer komplexer".
Zum Kundenstamm gehören die Großen der Rüstungsindustrie, hauptsächlich aus dem Großraum Lüttich, allen voran die bekannten Waffenfabrikanten FN und Jean Cockerill. Doch auch Thales, Safran Aero Boosters oder Sonaca sind in der Branche richtungsweisend. Sie werden von ostbelgischen Firmen beliefert.
"Wir sind halt eben nur einen Sprung von den großen Rüstungsunternehmen und von den großen Luftfahrtindustrien entfernt", sagt Tobias Brüls. "Das macht auch eine gewisse Flexibilität aus. Bei Problemen können wir sofort flexibel reagieren, weil die Wege kürzer sind. Das macht uns sehr stark".
Einige ostbelgische Firmen sind seit Jahrzehnten fest in der Rüstungsindustrie verankert. Viele von ihnen sind auf Wachstumskurs. So auch Capaul in der Eupener Industriezone. Tom Henkes führt das Unternehmen seit fünf Jahren. "Wir sind wehrtechnikaktiv", sagt der 34-jährige Chef. "Wir machen Hochpräzisions-Komponenten vor allem für die europäische Wehrtechnik. Ein Markt, der jetzt auch durch die Entscheidung von Amerika sehr stark wachsen wird. Was eigentlich gut ist. Europa muss eine eigene Wehrtechnik-Politik haben. Wir müssen sagen: Dahin wollen wir. Mit den Amerikanern zusammenarbeiten, aber vor allem uns stärken". So könne man in diesem Bereich stark wachsen.
Generell geht die Tendenz weg von der Handfeuerwaffe, hin zur Systemtechnik. Die Hochpräzisionsmechanik bringt auch Capaul volle Auftragsbücher. In den nächsten drei Jahren möchte der 100-Mann-Betrieb seinen Umsatz von aktuell 18 auf dann 26 Millionen steigern. Zwei neue Hallen sind in Planung. Rund 40 Leute sollen zum Team hinzukommen: "Wir stellen Automechaniker für die Montage ein. Wir stellen Autolackierer für die Endkontrollen ein. Sie arbeiten einfach super sauber und ganz klar", so Tom Henkes. Am besten würden jedoch Zerspaner gesucht.
Auch in den "Ateliers Roland Pesch" sollen mittelfristig 15 neue Jobs hinzukommen. Aber nicht nur das: "Also wir haben dieses Jahr nochmal geplant, 1,5 Millionen in neue Maschinen zu investieren, um den Anfragen gerecht zu werden. Und in den nächsten Jahren wollen wir sogar noch eine weitere Halle nebenan bauen, um so die Firma weiter zu vergrößern", sagt Luca Thissen. Und so brummt sie, die Rüstungsindustrie für Europa.
Simonne Doepgen