Jeder, der einmal Schüler war, kennt es. Es gibt immer den einen Lehrer, bei dem man nichts versteht oder der einen gefühlt immer unfair bewertet. Da kommen einem schnell die Fragen auf "Wie kann so etwas sein? Sind seine Lehrmethoden überhaupt sinnvoll? Oder bin ich das Problem?".
Es ist Punkt 10 Uhr. An der PDS ist Pause angesagt - eine kurze zumindest. Der perfekte Moment, um die Schüler zu fragen, was sie davon halten würden, wenn die Lehrfähigkeit ihrer Lehrer regelmäßig getestet würde. "Ich finde das gut. Viele Unterrichte gleichen einfach einem Vortrag." "Viele Lehrer sind sehr unorganisiert und das ist für uns Schüler nicht ganz ideal." "Man merkt schon, dass bei einigen Lehrern über die Jahre die Motivation nachgelassen hat."
Wird heutzutage nichts gemacht, um den - doch sehr realen - Beschwerden der Schüler zuvorzukommen? Bildungsminister Jérôme Franssen findet, dass sehr wohl schon einiges unternommen wird, um die Qualität des Unterrichts zu gewährleisten. Unter anderem würden die Prüfungen zum Dienstrecht, die Schulinspektionen und die Schulleitungen die Lehrfähigkeit ausreichend kontrollieren. "Auf der anderen Seite haben wir die externe Evaluation durch die Autonome Hochschule, die in regelmäßigen Abständen die Schule insgesamt evaluiert und dabei unter anderem in die Unterrichte geht und diese auch miterfasst."
Die Meinung unter den Schülern ist jedenfalls eindeutig. Viele würden sich wünschen, dass ihre Lehrer öfter kontrolliert werden. So könnten sie - im besten Fall - gute Eigenschaften beibehalten und schlechte Eigenschaften ablegen.
Keine flächendeckenden Tests
Stellt sich nur die Frage, wie solche Prüfungen am besten durchgeführt werden. Bildungsminister Jérôme Franssen lehnt jedenfalls flächendeckende, standardisierte Tests klar ab, "weil ich der Auffassung bin, dass das kein konstruktiver und vertrauenswürdiger Rahmen ist. Das würde keinen Mehrwert bereithalten."
Viele Lehrer haben sich davor gesträubt, ein Interview zu dem Thema zugeben. In den Gesprächen wurde jedoch schnell deutlich, dass viele den Tests offen gegenüberstehen.
Einige Lehrer haben sich dann aber doch noch vor das Mikrofon getraut. "Ich finde es generell gut, wenn Lehrer evaluiert werden. Es ist hilfreich für die Lehrer, wenn sie Feedback bekommen." "Die Frage ist nur, wer die Tests durchführen soll. Machen es die Schüler, eine externe Kommission, Experten oder die Kollegen selbst?" "Es muss auf jeden Fall konstruktiv sein. Das Ziel ist nicht die Kontrolle. Das Ziel ist es, die Lehrer besser zu machen."
Nicolas und Aruna von der Pater-Damian-Sekundarschule
So viel ich weiß, werden Lehrer evaluiert. Ich habe 6 Evaluationen + eine sehr gut bewertete CAP+-Lehrbefähigungsprüfung - somit 5 Unterrichtsbesuche - in 10 Jahren gehabt. Wie ist das denn bei meinen Kollegen?
Wenn man das Thema der Evaluation von Lehrkräften wirklich ernsthaft diskutieren will und nicht nur als reißerischen Aufhänger für das Projekt "Journalist für einen Tag", dann kommen als erstes die Schulleitungen ins Spiel. Zum einen sind sie dazu verpflichtet, ihre Lehrkräfte zu bewerten, zum anderen sind sie täglich in ihrer Schule und die meisten wissen ziemlich genau, wie es in ihrer Einrichtung aussieht! Wenn Inspektion oder externe Evaluation zu (angekündigten) Unterrichtsbesuchen in die Schule kommen, dann sehen diese nur Bruchstücke in nicht-alltäglichen Situationen. Aber natürlich ist es eine manchmal knifflige Aufgabe, die eigenen Lehrkräfte zu evaluieren, vor allem, wenn man weiß, dass der Schuh wirklich drückt! Aus meiner Sicht müsste bei einer solchen Bewertung im Vordergrund stehen, ob der Unterricht so gestaltet ist, dass die Schüler die Chance haben, die notwendigen Kompetenzen zu lernen. Aber ob ich das als Schulleiter so klar und konsequent könnte???