Prinz Myron I., die Pagen Vinciane Crutzen und Rebecca London sowie Hofnarr Pascal Extra betreten den Raum – und schon ist jedermann in Feierlaune. Sie alle sind bekennende Weinliebhaber, vor allem Prinz Myron. Er ist nicht nur Karnevalsspezialist, sondern auch ausgebildeter Sommelier.
"Als Kind habe ich im Fernsehen eine Reportage gesehen. Da war ich acht Jahre alt und habe meinen Eltern gesagt, dass ich Sommelier werden möchte", erzählt er. "Später habe ich in Bordeaux die Ausbildung abgeschlossen. Das ist nun gut zehn Jahre her."
Treffpunkt ist das Besucherzentrum "Bois de Loë" der Kooperative "Vin du Pays de Herve". Es liegt auf einer Anhöhe in Aubel, ist umgeben von Weinreben und der Blick reicht weit in das Herver Land hinein.
Bevor es etwas zu trinken gibt, werden Prinz und Gefolgschaft vom Direktor der Kooperative, Jean Rivière, durch die Räumlichkeiten geführt. Es geht an großen Edelstahlbehältern vorbei. Zu sehen gibt es unter anderem Maschinen, die zum Abfüllen und Etikettieren bereitstehen.
Die Kooperative "Vin du Pays de Herve" mietet aktuell die Räumlichkeiten auf der Anhöhe "Bois de Loë", das umliegende Land und die Materialien. Momentan gehört alles noch dem Aubeler Ben Stassen. In spätesten sechs Jahren soll aber alles der Kooperative gehören. So steht es in einem Vertrag. "Wir haben eine Konvention mit Ben Stassen über den Kauf unterschrieben. Wir haben sechs Jahre Zeit, um den Kauf abzuschließen", erklärt der Direktor Jean Rivière.
Rund 900 Mitglieder zählt die Kooperative momentan. "Vin du Pays de Herve" ist aber auf der Suche nach weiteren Mitgliedern. Allein die Übernahme der Räumlichkeiten, Gerätschaften und Landschaften auf Bois de Loë von Ben Stassen kostet rund 4,5 Millionen Euro.
Direktor Jean Rivière ist ein Visionär und denkt groß. In Zukunft möchte er über 100.000 Weinflaschen pro Jahr produzieren. Er findet, dass die Weinpreise sinken müssen, damit jeder den Reflex bekommt, nach belgischen Weinen zu greifen. "Viele regionale Weine, so auch der von uns, haben bereits ihren Platz auf nationaler Ebene. Nun geht es darum, dass sich Belgien auf internationaler Ebene behauptet."
Vom Keller aus geht's wieder hoch ins Besucherzentrum, wo den karnevalistischen Gästen ein wunderschöner Ausblick über das Herver Land geboten wird. Es gibt da aber noch einen ganz anderen Ausblick, auf den sich Prinz Myron freut – und zwar beim Kelmiser Rosenmontagszug. "Ich freue mich sehr auf der Lütticher Straße entlangzufahren. Es ist ein wahnsinniger Moment, die vielen Menschen auf einmal zu sehen."
Die Führung ist vorbei. Direktor Jean Rivière verschwindet kurz und kommt mit einer "plat dégustation" sowie dem hauseigenen Crémant zurück. Zeit für eine Verkostung. Darauf hat der Kelmiser Karnevalsprinz schon sehnsüchtig gewartet. "Der Wein schmeckt mir gut", findet er. "Er ist schön fruchtig und sprudelt schön. Er ist fein und sehr frisch." Santé, Prost – auf ein erfolgreiches Karnevals- und Weinjahr.
Wer Mitglied bei der Kooperative "Vin du Pays de Herve" werden möchte, der kann auf der Internetseite vorbeischauen und sich registrieren. Mitglied wird derjenige, der Anteilseigner der Genossenschaft wird. Ein Anteil kostet 500 Euro. Die Stückzahl ist nicht begrenzt. Direktor Jean Rivière geht davon aus, dass Anteilseigner in Zukunft mit einer jährlichen Dividende von drei bis sechs Prozent rechnen können. Alle Infos gibt es auch unter vindupaysdeherve.be.
Dogan Malicki