Werbegeschenke wie Kartenspiele und Schlüsselanhänger mit Kabelwerk-Aufdruck: Sie stammen aus der Privatsammlung von Werner Lübbert, sind Abbilder des Zeitgeistes und der langen Firmengeschichte. 45 Jahre lang arbeitete er in dem Betrieb - erst als Maschinenschlosser, dann als Meister im Bleikabelwerk.
Das Kabelwerk ist für Lübbert immer auch eine Familienangelegenheit gewesen. "Mein Vater, meine Mutter, meine Schwester, Onkel, Patenonkel - fast alle Familienmitglieder haben im Kabelwerk gearbeitet. Das war natürlich auch immer zu Hause Thema für uns."
Lübbert, seit zwei Jahren pensioniert, ist Mitglied des Königlichen Eupener Geschichts- und Museumsvereins, mit dem das Stadtmuseum zusammenarbeitete, um die Ausstellung auf die Beine zu stellen. "Das Museum hat sich vor allem um die Forschung, um die Hintergründe gekümmert. Der Geschichtsverein hat sich auf Spurensuche gemacht und hat unheimlich viele Bilddateien und Objekte zusammengetragen", erläutert Museums-Leiterin Catherine Weisshaupt.
Anspruch auf Vollständigkeit wird dabei nicht erhoben. Dafür ist das Thema Kabelwerk auch viel zu umfangreich. Viele Unterlagen sind auch bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 zerstört worden. "Die Themenbereiche sind das Soziale, das Wirtschaftliche in Form von Produktpalette und Kunden. Natürlich die Flutkatastrophe und Sicherheit am Arbeitsplatz, Umwelt, der Standort Eupen", sagt Michelle Giebels, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stadtmuseums.
Seit 1908 besteht das Eupener Kabelwerk. Quellen gerade auch aus der Anfangszeit zu erschließen, um auf diese Weise den historischen Hintergrund für die Ausstellung zu erarbeiten, erwies sich durchaus als Herausforderung. "Für die frühe Geschichte bis heute ist hauptsächlich das Pressearchiv meine Hauptquelle", sagt Giebels.
"Ab den 1970er Jahren hat man auch hier und da politische Quellen, das heißt Abschriften von Kammersitzungen, vom Ministerrat. Ab den 1990er Jahren hatte ich auch Zugang zu den Geschäftsberichten, den Endjahresberichten. Dann hier und da Informationen, die man in Büchern gefunden hat, in der Familienbiografie. Aber Informationen über die frühe Geschichte sind relativ rar."
Rund 840 Beschäftigte hat der Betrieb heute. Die gefertigten Produkte haben sich im Laufe der Zeit - der technischen Weiterentwicklung entsprechend - stark verändert. Der soziale Ansatz der Besitzer-Familie Bourseaux hingegen ist gleich geblieben. "Es ist schon sehr wichtig, dass man nicht nur den Profit sieht, sondern dass man eben auch den Menschen sieht, dass der Mensch auch vernünftig arbeiten kann und dass einer auch dem anderen hilft, dass nicht jeder auf sich alleine gestellt ist", sagt Lübbert.
Die Ausstellung richtet sich auch, doch nicht nur, an jetzige und ehemalige Beschäftigte des Kabelwerks. "Wir möchten aber auch die Menschen abholen, die bisher noch keine Berührungspunkte mit dem Kabelwerk gehabt haben und bieten ihnen dann allgemeine Informationstafeln", so Weisshaupt.
Bis zum 1. Mai ist die Ausstellung über das Kabelwerk jeweils von Dienstag bis Sonntag im Eupener Stadtmuseum zu sehen, außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage.
Moritz Korff