Ein Würstchen brutzelt am Montagmorgen über einem Lagerfeuer – und zwar auf dem Parkplatz des Robert-Schuman-Instituts. Unter anderem so halten sich die rund 90 Lehrkräfte warm.
Ein Großteil von ihnen lehrt am RSI. Es sind aber auch Lehrkräfte von den umliegenden Schulen dazugestoßen. Gemeinsam protestieren sie in erster Linie gegen die geplante Rentenreform der Arizona-Parteien.
Initiiert wurde der Streik von Melissa Nahl. Seit acht Jahren unterrichtet sie am RSI. Die geplanten Sparmaßnahmen stören sie gewaltig. "Die Sparmaßnahmen betreffen die Pensionen im öffentlichen Dienst. Wir Lehrpersonen sind nicht die einzige Berufsgruppe, die betroffen ist. Wir haben uns dem nationalen Streik angeschlossen, um zu zeigen, dass wir mit den Maßnahmen nicht einverstanden sind."
Der Unmut ist groß
Auch die Sparmaßnahmen der Deutschsprachigen Gemeinschaft liegen den Lehrkräften auf dem Magen. Die Aufwertung des Lehrerberufs sehe anders aus. Als Melissa Nahl die Protestaktion plante, rechnete sie zunächst mit 30 Teilnehmern. Dass es schlussendlich 90 Lehrkräfte wurden, stimmt sie glücklich.
Noch nie haben so viele Lehrkräfte am RSI gestreikt. Ein klarer Beweis dafür, dass der Unmut groß ist. "Ich denke nicht, dass dieser Streik Riesenwellen schlagen wird. Die Politiker denken sich vermutlich, dass es eine einmalige Sache ist. In erster Linie geht es uns aber um die Symbolik. Wir wollen zeigen, dass wir nicht damit einverstanden sind, dass immer über unsere Köpfen hinweg Dinge entschieden werden. Nachdem die Sparmaßnahmen der DG angekündigt wurden, hat das bei uns Unmut aber keinen Streik ausgelöst. Als die Pläne der Föderalregierung dazugekommen sind war klar, dass wir etwas unternehmen müssen."
Den Lehrkräften ist es wichtig, gesehen zu werden. Deshalb ging es auch schon früh am Morgen raus. Im RSI-Gebäude herrscht derweil gähnende Leere. Der Unterricht kann nicht stattfinden. Am frühen Morgen schauten rund 100 Schüler vorbei, packten aber schnell wieder ihre Taschen und gingen nach Hause.
Verständnis seitens der Direktion
Der Streik war angekündigt. Doch vor der eigentlichen Aktion zu planen, ob die Unterrichte stattfinden werden, war für die Direktorin Myriam Wolkener nicht möglich gewesen. Das Gesetz verbietet es ihr bei den Lehrkräften nachzufragen, ob sie an einer Protestaktion teilnehmen oder nicht.
Nichtsdestotrotz: Unterm Strich befürwortet sie die Aktion. "Ich kann auch verstehen, dass die Lehrkräfte jetzt schon streiken, obwohl noch keine Beschlüsse gefasst worden sind. Die Lehrkräfte wollen ein starkes Zeichen setzen. Wenn etwas in trockenen Tüchern ist, dann ist es meistens schon zu spät."
Seit sieben Jahren ist Myriam Wolkener Direktorin des RSI. So viele demonstrierende Lehrkräfte habe sie noch nie gesehen. "Es waren immer nur vereinzelte Lehrpersonen die gestreikt haben. Der Schulbetrieb wurde bisher nie wirklich beeinträchtigt. Diesmal ist aber alles ganz anders."
Lehrermangel, unbezahlte Überstunden, schwindende Wertschätzung: Die Liste der Herausforderungen und Probleme ist lang. Nach den Sparmaßnahmen der DG haben nun die Pläne zur Rentenreform der zukünftigen Föderalregierung das Fass zum Überlaufen gebracht.