Zunächst sah man in der Parteizentrale von Ecolo noch jubelnde Gesichter: Die Grünen und ihre Bürgermeisterin Claudia Niessen konnten ihre sieben Sitze halten. Dann aber Ernüchterung, denn die Koalitionspartner von PFF-MR und SPplus haben Sitze verloren. Die aktuelle Mehrheit im Rathaus der Stadt Eupen war somit abgewählt. Sie kommen auf nur 13 Sitze.
Jubeln durfte dafür die CSP, die auf zehn Sitze kommt - und das, obwohl eine neue Liste zur Wahl angetreten war: die offene Bürgerliste (OBL). Vom Start weg ergatterte die neue OBL vier Sitze. Schnell wurde klar: CSP und OBL können es miteinander. Und so freute sich der CSP-Spitzenkandidat und designierte Bürgermeister Thomas Lennertz gleich für die OBL mit: "Ein fantastischer Tag. Wir haben ein tolles Ergebnis eingefahren. Nicht nur die CSP, sondern auch die OBL. Glückwunsch. Da hat niemand mit gerechnet, höchstens insgeheim gehofft. Wir haben lange gezittert. Aber jetzt haben wir es geschafft. 14 Sitze haben wir zusammen. Jetzt können wir wirklich feiern."
CSP und OBL wollen Koalitionsgespräche führen, sind aber durchaus offen für einen dritten Partner. "Ich denke, es wäre auf jeden Fall sinnvoll, wenn es dem Projekt und der Stadt Eupen dient. Je breiter die Basis, die wir bauen können, desto nachhaltiger und langfristiger kann das Projekt werden", meint OBL-Spitzenkandidat Nicolas Pommée.
Man wolle mit allen Parteien sprechen, heißt es von CSP und OBL. Ja, man habe kurz telefoniert, so Alexandra Barth-Vandenhirtz von SPplus. Sie haben einen Sitz eingebüßt und haben nur noch zwei Mandatare im Stadtrat. Nur 59 Stimmen haben gefehlt. Aber bevor man in eine Koalition eintrete, müssten erst die Schnittmengen sondiert werden. "Natürlich kann man Projekte nur umsetzen in einer Koalition. Erst einmal muss man aber gucken, wo die gemeinsamen Schnittmengen sind und was passt", so Vandenhirtz. "Jetzt zu sagen: Das machen wir auf jeden Fall - da muss man erstmal schauen."
Schlechte Stimmung herrschte bei der PFF-MR. Zwei von bislang sechs Sitzen büßten die Liberalen ein. Spitzenkandidat Lucas Reul war hörbar enttäuscht: "Ich denke, dass diejenigen, die mit der Mehrheit zufrieden waren, sich für die Bürgermeisterin entschieden haben. Wir sind durch viele Krisen gegangen in den letzten sechs Jahren. Ich kann verstehen, dass viele Leute nicht unbedingt glücklich sind - und irgendeiner muss dafür büßen."
Gespalten war man am Ende des Abends bei Ecolo. Einerseits habe man die Wahl nicht verloren, aber ob es eine Mehrheitsbeteiligung geben wird, ist mehr als fraglich. Aus Sicht von Claudia Niessen favorisiert man in Eupen die gleiche Koalition wie auf DG-Ebene. Denn die OBL gilt zumindest als ProDG-nah. "Erst einmal haben wir gezeigt, dass wir nicht tot sind. Totgesagte leben länger, wie man so schön sagt. Wir haben unsere sieben Sitze behaupten können. Wir haben einen fantastischen Wahlkampf mit einem fantastischen Team gemacht. Aber es ist in der Tat so, dass offensichtlich die Koalition an der Klötzerbahn jetzt auch in Eupen geschmiedet wird und die CSP und die OBL koalieren wollen. Damit sind wir erstmal draußen."
Man darf also gespannt sein, ob im Eupener Stadtrat dann auch die PFF trotz deutlicher Stimmenverluste die Koalition vervollständigen wird.
gud/mz