Die Lage ist angespannt. Eine finanzielle Schieflage trifft auf große anstehende Investitionen. Dazu gesellen sich seit Jahren Streitigkeiten im Gemeinderat. Das ganze gipfelt jetzt in der Diskussion um den Wohnsitz einzelner Kandidaten und Gemeinderatsmitglieder. Im Fokus der Fall Mirko Braem. Der ehemalige Schöffe ist rückwirkend seit dem 4. Juli durch die Gemeinde Bleyberg in das Bevölkerungsregister der Kelmiser Nachbargemeinde eingetragen worden. Er steht der Liste um den aktuellen Bürgermeister Luc Frank damit nicht zur Verfügung.
Der CSP-Les Engagés-Spitzenkandidat Frank möchte neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter der Kammer Bürgermeister in Kelmis bleiben. Er betont den positiven Effekt aus der Kombination beider Ämter. "Ich bin Abgeordneter für die Provinz Lüttich. Mein Wahlbezirk hat eine Million Einwohner. Darum werde ich mich auch kümmern. Nichtsdestotrotz hat Kelmis eindeutig jetzt ein Ass im Ärmel und das sollen wir ausspielen."
Ein Ass im Ärmel klingt in Anbetracht der finanziell angespannten Lage der Gemeinde Kelmis gar nicht so schlecht. Knapp 15,8 Millionen Euro Schulden wird die Gemeinde Ende 2024 haben. Schuldentilgung ist also ein wichtiges Thema in den kommenden sechs Jahren - aber wie? Während die aktuelle Mehrheit die vorgelegten Sparpläne der Crac komplett ablehnt, möchte die neugegründete Liste "Elan" zumindest zum Teil auf die vorgeschlagenen Sparmöglichkeiten eingehen. Spitzenkandidat Daniel Hilligsmann hat die freie Bürgerliste aus Kandidaten unterschiedlicher Couleur zusammengesetzt. Eine Mischung, die für den 35-Jährigen in Anbetracht der angespannten Lage in der Gemeinde wichtig ist. "Der Gullideckel ist kaputt und er ist weder liberal noch sozialistisch. Aber er muss repariert werden. "
Repariert werden muss in der Gemeinde Kelmis aktuell auch das Galmeibad. Nach langem Hin und Her geht es langsam voran und die Streitigkeiten mit dem flämischen Betrieb Pellikaan scheinen zum Teil geklärt zu sein. Das Unternehmen wurde vom Eupener Unternehmensgericht dazu verurteilt, die Arbeiten bis zum 1. März auszuführen. Das Baden im Schwimmbad ist also bald wieder möglich.
Renovierung Kirchplatz
Bereits jetzt lässt es sich in Kelmis auf dem renovierten Kirchplatz in den Wasserfontänen baden. Teil eins der Arbeiten ist abgeschlossen. In einer zweiten Phase soll auch der hintere Teil des Platzes erneuert und begrünt werden. In der aktuellen Opposition befürchtet man, dass damit zu viele Parkplätze aus dem Zentrum verschwinden. Das zweite Streitthema: Drei Häuser am Kirchplatz machen Platz für 28 Wohnungen im Projekt "Betreutes Wohnen". Dazu gesellen sich Geschäftsflächen und auch eine Kindertagesstätte soll in den Räumlichkeiten Platz finden. "Betreutes Wohnen" ist eine gute Sache, sind sich alle Listen einig. Die neue Bewegung für Kelmis, Hergenrath und Neu-Moresnet, kurz NBK, ist aber gegen die Planung von Geschäftsflächen im Erdgeschoss. Das, so NBK-Spitzenkandidat Louis Goebbels, während andere Lokale im Zentrum leerstehen. "Fangen wir mal damit an, dass da Ladenlokale geschaffen werden sollen. Kostenpunkt vier Millionen Euro. Es gibt Kalkulationen einer Fachfirma, die da jährliche Verluste von 80.000 Euro berechnet haben."
Außerdem fordert die NBK die Umsiedlung des Projekts in die Nähe der Seniorenresidenz Leoni. Dazu wird es aber wohl kaum kommen, denn die Baugenehmigung am Kirchplatz liegt vor. Den Senioren wird also in Zukunft mehr geboten. In einer sozial schwachen Gemeinschaft wie Kelmis soll aber jeder eine gewisse Chancengleichheit erfahren. Die Stärkung der sozialen Gerechtigkeit hat sich der aktuelle Schöffe und Spitzenkandidat der SP offene Bürgerliste, Björn Klinkenberg, auf die Fahne geschrieben. "Eine starke Gemeinde darf niemanden zurücklassen. Jeder, der Hilfe benötigt und darauf Anspruch hat, soll sie bekommen. Allerdings möchten wir keine Sozialschmarotzer fördern. Da bedarf es auch systematisch der Kontrolle."
Kontrolle ist ebenfalls ein wichtiges Thema. In Bezug auf die Sicherheit in der Nacht. In Kelmis gibt es ein Gefühl von Unsicherheit in den Nachtstunden. In den vergangenen Jahren wurde passend dazu die Kameraüberwachung ausgebaut. Hier gibt es aber sicherlich noch Verbesserungspotenzial. Wer diese ganzen Themen in den kommenden Jahren angehen soll, wissen wir nach dem Wahltermin am 13. Oktober, beziehungsweise nach der Bildung der Mehrheitskoalition. Das könnte gerade in diesem Jahr länger dauern.
Robin Emonts