Als Herbert Grommes vor sechs Jahren startete als Nachfolger von Christian Krings und neuer Bürgermeister von St. Vith, da war schon klar, dass es im St. Vither Stadtrat bei zwei Oppositionslisten weniger harmonisch zugehen würde als zuvor. Immerhin konnte Grommes sich auf eine absolute Mehrheit stützen: mit 13 von 21 Sitzen für seine "Neue Bürgerallianz", auf die der Schönberger auch diesmal bauen will. "Man hat praktisch täglich Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern hier in der Gemeinde. Und das, denke ich, ist schon ein sehr positives Element. Und das mache ich sehr gerne."
Die Herausforderer vom letzten Mal haben sich förmlich an der Mehrheit abgearbeitet - mit Werner Henkes schicken sie nun im wahrsten Sinne des Worts "Gemeinsam" einen neuen Spitzenkandidaten ins Rennen. "Ein guter Erfolg mit dieser Liste wäre natürlich, wenn man die Mehrheit erreichen würde. Wir sind irgendwo Challenger, wir sind irgendwo derjenige, der die aktuelle Mehrheit herausfordert", so Henkes. "Aber wir sind auch ein bisschen mehr als Challenger, weil wir mittlerweile sehr viel positives Feedback bekommen haben, sehr viele positive Rückmeldungen bekommen haben."
Auch diesmal gibt es eine dritte - wenn auch unvollständige - Liste unter dem Leitspruch: "JETZT handeln" - mit neuen und mit bekannten Gesichtern. "Ich bin ja jetzt schon längere Zeit aus der Politik raus, aber ich verfolge sie trotzdem", sagt Gaby Schröder. "Ich bin nun mal ein politischer Mensch und habe auch in den letzten 16 Jahren einiges wieder auf die Beine gestellt. Und mich hat in St. Vith die schlechte Kommunikation gestört, die fehlende Transparenz und man wusste eigentlich nie: Wo sind wir denn dran?"
"Stadt", "Gemeinde" oder "Stadtgemeinde" - bei einer Flächengemeinde wie St. Vith mit einem städtischen Zentrum ist die Frage der Selbstbezeichnung nicht so belanglos, wie es scheint - das hieße, die unterschiedlichen Sensibilitäten zu leugnen. Klar wirkt die Zentrumsfunktion auf die umliegenden Dörfer - und sie führt auch zu einem Dauerthema: zur Verkehrslage. Daran scheiden sich seit Langem die Geister. Eine Mobilitätsstudie soll Lösungen vorschlagen, wallonische Fördergelder sollen helfen, punktuelle Projekte umzusetzen.
"Mobilitätsstudie soll gemacht werden. Ich meine, nach sechs Jahren müsste mal was in die Pötte kommen", findet Gaby Schröder. "Ganz St. Vith müsste mal analysiert werden: Was brauchen wir? Wo soll was hinfahren? Wo ist ein Resultat? Also ich habe keins gesehen. Kann sein, dass ich nicht alles sehe."
Wobei schon die Sichtweisen durchaus unterschiedlich sind … "Wir haben in dieser Legislaturperiode an öffentlichen Geldern 20 Millionen Euro investiert. Das kann sich schon sehen lassen", meint Herbert Grommes. "Ein zweites Element ist die Bürgerbeteiligung. Die hatten wir uns auf die Fahne geschrieben, die Zusammenarbeit mit Dorfkomitees, mit Viertelkomitees, mit der Fördergemeinschaft und auch mit den Vereinen und Vereinigungen, wo wir eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen haben."
"Wir haben in der Vergangenheit, in den letzten sechs Jahren, damit ein kleineres Problem gehabt, dass wir diese Mitsprache, diese Transparenz nicht zurückgefunden haben", sagt Werner Henkes. "Wir möchten unbedingt mehr Bürgerbeteiligung haben und diese Bürgerbeteiligung führt automatisch zu mehr Akzeptanz, zu Transparenz, zu Beteiligung und auch zu Erfolg, was alle Projekte angeht auf Ebene der Gemeinde.”
Welche dieser Sichtweisen bestimmend sein wird im St. Vither Rathaus in den kommenden sechs Jahren, ist nun Sache der Wähler.
Die BRF-Wahldebatten im Überblick
Die Debatten sind hier im Netz und auf Auvio zu sehen. Sie werden um 19 Uhr auf BRF1 und BRF2 gesendet, ab 18 Uhr im BRF Fernsehen in zweistündlicher Wiederholung.
- Dienstag, 8. Oktober: Eupen
- Mittwoch, 9. Oktober: Burg-Reuland
- Donnerstag, 10. Oktober: Kelmis
- Freitag, 11. Oktober: Büllingen
Stephan Pesch