Viel Aufhebens machen sie nicht darum und doch ist Amel immer vorne mit dabei, wenn es um die Frage geht, in welcher Gemeinde sich gut leben lässt. Von jeher ein "Steuerparadies", als "waldreiche Gemeinde", mit guter Verkehrsanbindung - aber auch hier ist man sich darüber im Klaren: Von nichts kommt nichts. "Zunächst einmal neue Einnahmequellen erschließen, möglichst nicht durch Steuererhöhungen, sondern durch Projekte, idealerweise im Energiebereich, neue Einnahmequellen beispielsweise durch den Windpark Wolfsbusch. Eine zweite Herausforderung: Die großen Herausforderungen in der Altersversorgung und in der Gesundheitsversorgung. Diese Herausforderungen sind so groß, das geht nur im Schulterschluss mit den anderen vier Eifelgemeinden", erklärt Erik Wiesemes, langjähriger Schöffe und seit sechs Jahren Bürgermeister von Amel.
Es gilt auch, das wichtigste Kapital der Gemeinde Amel, den Wald, "fit für die Zukunft" zu machen. "Wir haben Einnahmen aus dem Gemeindewald von rund 1,8 bis zwei Millionen Euro. Aber wir haben auch gesehen, dass vor zwei, drei Jahren, als die große Käferplage in verschiedenen Regionen ganz stark zugesetzt hat, dass der Marktpreis für Holz sehr stark gesunken ist. Da gab es dann auch Holzverkäufe, die uns nur circa 300.000 bis 400.000 Euro beschert haben", so Forstschöffe Patrick Heyen.
Die großen Fichtenmonokulturen bringen zwar Geld ein, sind aber anfällig für Schädlinge oder bei Stürmen. Der Wald soll umgestaltet und widerstandsfähiger gemacht werden. Aber nicht von heute auf morgen, sondern schrittweise. "So wird zum Beispiel unterschieden, dass die Fichtenbestände, die älter sind als 50 Jahre, in den nächsten 30 Jahren abgebaut werden sollen. Danach werden die Fichten immer noch die Hälfte der Fläche ausmachen, aber nicht mehr in Monokultur, sondern im Mischwald mit vielen verschiedenen Baumarten."
Dann soll in diesen Wald möglichst bald auch ein Windpark eingepflanzt werden. "Diese neue Einnahmequelle wird nicht weit von hier entlang der Autobahn sein, wenn denn alles klappt. Die Genehmigungsprozedur hat angefangen. Die Promotoren sind dabei, das Projekt auszuarbeiten. Es geht um ein Windparkprojekt mit wahrscheinlich vier großen Windkraftanlagen. Das wird uns mindestens 800.000 Euro pro Jahr einbringen."
So wollen die Kommunalpolitiker in Amel sicherstellen, dass ihre Gemeinde lebenswert bleibt - für alle Generationen. Im früheren Kindergarten ist gerade eine Mini-Kinderkrippe eröffnet worden. Eng begleitet wurde das Projekt von Schöffin Anna Pauels. "Das war so mein Baby, das mich über die sechs Jahre begleitet hat. Jetzt betreuen wir auch die ersten Kinder dort. Zwischendurch gab es auch mal ein Tränchen, weil ich dachte "Oh nein, das schaffst du nicht." Wir haben eine VoG gegründet, die die Kinderkrippe leitet, wir haben Personal gefunden, die Leitung und die ganzen Bauarbeiten in Rekordzeit erledigt. Noch kein Jahr haben wir gebraucht, um alles aufzubauen."
Gleich nebenan, praktisch unter demselben Dach, soll schon bald ein Seniorendorfhaus eröffnet werden. "Das Seniorendorfhaus ist zwar noch nicht so weit, das wird eher Richtung Januar gehen, weil Vivadom noch nicht das Personal hat und wir auch zuerst mal die Kinderkrippe fertigstellen mussten. Wir werden auch da Schnittpunkte schaffen zwischen den beiden Gruppen. Da ist auch unsere Leitung schon in Kontakt mit Vivadom, um zu schauen "Was ist möglich, was kann man da gemeinsam machen mit den Senioren und den Kleinkindern?"."
Wo’s geht eigenständig wie bei der Trinkwasserversorgung und bei der Abwasserentsorgung - offen, zugewandt, wenn es um neue Ideen geht wie den Bestattungswald. Bescheiden, aber selbstbewusst - so wollen sie in Amel auch die nächsten sechs Jahre angehen.
Die BRF-Wahldebatten im Überblick
Die Debatten sind hier im Netz und auf Auvio zu sehen. Sie werden um 19 Uhr auf BRF1 und BRF2 gesendet, ab 18 Uhr im BRF Fernsehen in zweistündlicher Wiederholung.
- Dienstag, 1. Oktober: Bütgenbach
- Mittwoch, 2. Oktober: Raeren
- Donnerstag, 3. Oktober: Amel
- Freitag, 4. Oktober: Lontzen
- Montag, 7. Oktober: St. Vith
- Dienstag, 8. Oktober: Eupen
- Mittwoch, 9. Oktober: Burg-Reuland
- Donnerstag, 10. Oktober: Kelmis
- Freitag, 11. Oktober: Büllingen
Stephan Pesch