22. März 2021 - Ecolo hat am Wochenende zuvor beschlossen, mit der CSL-Opposition im Gemeinderat eine neue Mehrheit zu bilden. Die Bürgermeisterliste Mit Uns landet hart auf der Oppositionsbank. Noch-Bürgermeister Erwin Güsting startet wenige Tage später in der Gemeinderatssitzung zur Generalabrechnung: "Geschlossene Koalitionsabkommen hinterlistig zu umgehen und gleich ein anderen mit neuem Partner zu treffen, entbehrt jeder politischen Kultur." In der Gemeinderatssitzung wollte Ecolo-Schöffe Ulrich Deller nicht reagieren: "Herr Güsting verdreht die Tatsachen völlig und dreht sie so, dass sie für ihn stimmen."
Die Position von Mit Uns hat sich bis heute nicht geändert. In der Zwischenzeit fällt Jérôme Franssen von der CSL das Bürgermeisteramt buchstäblich in den Schoß. Und er muss in den Gemeinderatssitzungen immer wieder zwischen Mit Uns und der neuen Mehrheit schlichten: "Vor dem Hintergrund der Geschehnisse der letzten Wochen, ist es jetzt von Nöten, dass die Wogen geglättet werden. Da geht es ums Vereinen und vielleicht auch ums Versöhnen."
Denn der Stachel bei Mit Uns sitzt tief. Vor allem, aber nicht nur bei dem Thema, das den Streit in der alten Koalition eskalieren ließ: Die Schule Lichtenbusch. Der Platz reicht seit Jahren nicht. Für die CSL ist klar: Nur ein Neubau in Lichtenbusch kommt infrage. Raerens Bevölkerung wächst stetig, sodass es neben Raeren, Eynatten und Hauset den vierten Schulstandort in Lichtenbusch brauche. Doch die Mit Uns-Ecolo-Mehrheit ziert sich. Immer wieder werden Kosten geprüft und scheinbar endlos nach einem geeigneten Grundstück gesucht. Eltern und Schüler aus Lichtenbusch sammeln Unterschriften, damit die Schule erhalten bleibt. Erwin Güsting von Mit Uns beteuert: "Sie können mir persönlich glauben, dass mein Herz für Lichtenbusch schlägt. Aber es spielen noch andere Faktoren eine Rolle als emotionale."
Erst der Koalitionswechsel klärt die Fronten: CSL und Ecolo beschließen, dass die Schule neu gebaut wird - für mehr als zehn Millionen Euro auf der grünen Wiese. Beim Spatenstich im Mai erklärt der damalige Bürgermeister und jetzige Bildungsminister Jérôme Franssen, das Geld sei gut angelegt: "Das ist die Investition in die Zukunft. Ohne Bildung werden wir keine Menschen in unserer Gesellschaft haben, die all das erhalten, schaffen und leben, was wir jeden Tag in unserer Gesellschaft haben."
Mario Pitz übernimmt das Bürgermeisteramt und wird Raerens dritter Bürgermeister in sechs Jahren. Mit Uns hingegen fordert noch im Februar einen Baustopp bis nach den Gemeinderatswahlen und wirbt für einen neuen Campus am Schulstandort Eynatten. Ein altes Gebäude soll einem mehrstöckigen Neubau weichen. Einige Vorteile: Weniger Flächenversiegelung, mehr Synergien und ein besseres Zusammenwachsen der Ortschaften Eynatten und Lichtenbusch, wenn zumindest die Primarschulen fusionieren.
Zum Konzept gehört auch eine neue Sporthalle für Eynatten. Hier war es die CSL, die etwas später als Mit Uns erkannte: Eine Sanierung reicht nicht, es braucht etwas Neues. "Wenn wir jetzt zum Beispiel eine Fotovoltaikanlage auflegen möchten oder eine Dämmung, so ist das nicht vorgesehen. Die Halle ist auch nicht logisch aufgestellt worden. Alle Besucher laufen hier kreuz und quer übers Spielfeld zu den Tribünen", sagt Mario Pitz.
An einem Strang ziehen alle Fraktionen im Gemeinderat, wenn es um das Windpark-Projekt geht. Der Stromkonzern Engie hat den Auftrag, fünf Turbinen im Raerener Wald aufzustellen. Stand heute: Die Windräder fallen größer aus als ursprünglich geplant. An deren Ertrag können auch die Bürger direkt mitverdienen. Schon im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten dazu beginnen.
Eines der wichtigsten Großprojekte. Auch das Abwassersystem wird wieder auf die Agenda kommen. Etliche Kanäle brauchen eine Erneuerung oder den Anschluss an eine Kläranlage. Die Hauptstraße war in dieser Legislaturperiode dran. Die Arbeiten haben fast drei Jahre gedauert und noch immer ist ein falsch aufgetragener Straßenbelag nicht erneuert worden.
Spannend wird die Wahl in Raeren aus mehreren Gründen: Wie reagiert der Wähler auf den Koalitionsbruch? Kann Mit Uns von der Opferrolle profitieren? Gehen die Wähler mit Ecolo hart ins Gericht? Oder hilft es Ecolo, dass neue Gesichter an der Spitze stehen und nicht mehr Ulrich Deller? Und nicht zuletzt gibt es mit SP plus eine völlig neue vierte Liste in Raeren. Wird die Sitzverteilung am Ende völlig neu gemischt? Die Wähler haben am 13. Oktober das Wort.
Die BRF-Wahldebatten im Überblick
Die Debatten sind hier im Netz und auf Auvio zu sehen. Sie werden um 19 Uhr auf BRF1 und BRF2 gesendet, ab 18 Uhr im BRF Fernsehen in zweistündlicher Wiederholung.
- Dienstag, 1. Oktober: Bütgenbach
- Mittwoch, 2. Oktober: Raeren
- Donnerstag, 3. Oktober: Amel
- Freitag, 4. Oktober: Lontzen
- Montag, 7. Oktober: St. Vith
- Dienstag, 8. Oktober: Eupen
- Mittwoch, 9. Oktober: Burg-Reuland
- Donnerstag, 10. Oktober: Kelmis
- Freitag, 11. Oktober: Büllingen
Olivier Krickel
Stand heute: Die Windräder fallen größer aus als ursprünglich geplant. An deren Ertrag können auch die Bürger direkt mitverdienen.
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Alle Parteien tragen diesen Irrsinn wie eine Monstranz vor sich her, sehr zur Freude der Grünen...
Versteht denn niemand dass der bejubelte „Ertrag“ für die Gemeinde letztlich aus der immer weiter steigenden Stromrechnung der Bürger kommt!! Mit jedem weiteren Windrad steigt die Stromrechnung weiter an. Dass der „Wind keine Rechnung schickt“ ist ein infantiles Argument von, und für, Leute die von Kostenrechnung keine Ahnung haben. Das „Mitverdienen“ der Bürger besteht aus Anteilscheinen an „courant d’ Air“ die a) limitiert sind und b) auch nur eine „linke – rechte Tasche“ Politik sind. ALLE Kosten, und Windräder sind Kostentreiber, landen IMMER auf der Rechnung des Endverbrauchers. Verstehen unsere Gemeindevertreter das nicht? Oder sagen sie es uns nur nicht....