Emma Joveneau ist eine echte Liebhaberin der deutschen Sprache. "Ich habe Deutsch in der Schule gelernt und ich habe mich sofort in die Sprache verliebt. Das ist eine der drei Landessprachen in Belgien und das ist meiner Meinung nach nicht genug gefördert in Belgien. Ich finde die Sprache einfach sehr schön und auch sehr logisch."
Inzwischen promoviert Emma Joveneau in Germanistik an der Universität Namur bei Prof. Jeroen Darquennes. Nach einem Bachelor-Studium in Namur hat sie ihren Master in Sprachwissenschaft an der Universität Bonn gemacht. In ihrer Masterarbeit hatte sie sich schon mit dem ostbelgischen Deutsch beschäftigt. Nun macht sie es zum Thema ihrer Doktorarbeit, ausgehend von der Plurizentrik des Deutschen. Dieser Begriff bezieht sich auf die Tatsache, dass Deutsch in mehreren Staaten verwendet wird und dort auch eine offizielle Sprache ist.
"Dadurch hat Deutsch sprachliche Besonderheiten entwickelt nicht nur auf der umgangssprachlichen Ebene, sondern auch auf der standardsprachlichen Ebene. Ein Beispiel für Ostbelgien wäre Gemeindekollegium. Gemeindekollegium ist ein Wort, das nur in Ostbelgien benutzt wird. Das gibt es nicht in Deutschland. Das ist etwas typisch Belgisches. Und genau diese sprachlichen Besonderheiten interessieren mich für Ostbelgien."
Online-Umfrage
Man kann den Sprachgebrauch mehrerer Akteure untersuchen, die bei der Herausbildung einer solchen Standardvarietät eine Rolle spielen. Das hat Emma Joveneau im ersten Teil ihrer Doktorarbeit gemacht, indem sie im digitalen Archiv des GrenzEcho analysiert hat, ob bestimmte Wörter, die man als typisch ostbelgisch bezeichnen könnte, häufig vorkommen.
Nun ist sie dabei, eine Online-Umfrage zu verschicken, denn man sollte auch die Sprecher nach ihrem Sprachgebrauch fragen. 350 Teilnehmer hat sie schon erreicht, es sollten aber noch einige mehr sein. "Zum Beispiel werden die Teilnehmer darum gebeten, ein Bild zu benennen. Oder sie bekommen eine kurze Beschreibung und sie müssen angeben, welches Wort sie dafür benutzen würden. Alles wird online gespeichert, anonym. Ich kann nicht verfolgen, wer was geantwortet hat. Ich suche noch die letzten Teilnehmer."
Die Umfrage läuft noch bis Ende Juni. Es gibt keinen Grund für falsche Scham. "Wenn Sie vielleicht mit Deutschen sprechen, dann gibt es manchmal ein negatives Gefühl. Aber für die Sprachwissenschaft ist das natürlich sehr interessant. Auch was die Leute dazu denken, ist natürlich sehr interessant. Die Spracheinstellungen, wie man das nennt. Negativ ist es gar nicht, auf keinen Fall. Es ist im Gegenteil sehr interessant. Diese Variation gehört zur Identität der Ostbelgier und Ostbelgierinnen und das ist sehr positiv - und für die Sprachwissenschaft auch sehr interessant."
Stephan Pesch
Ich kann Frau Joveneau gut verstehen. Auch ich liebe die deutsche Sprache, wie sie in Ostbelgien gesprochen wird. Viel Erfolg für Ihre Doktorarbeit!
Ein interessantes Thema. Als in Brüssel lebende Deutsche hören wir den BRF regelmässig und stolpern dabei nicht nur über den Ausdruck Garage für Werkstatt sondern auch über die Ausdrücke Baustelle für Grundstück und Salonkonditionen für Messerabatt. Viel Erfolg für Ihre Masterarbeit
Ingrid Stolle
Freut mich sehr, Ihr Projekt!