Er werde seine kürzeste Rede in diesem Wahlkampf halten, kündigte Oliver Paasch an, als er im Jünglingshaus die Bühne betrat. Es wurde ein Kurzabriss der Legislaturperiode. Paasch sparte nicht mit Lob für die eigene Arbeit. Er betonte, man habe 90 Prozent der Wahlversprechen gehalten. Und er hielt ein flammendes Plädoyer für die Autonomie. Viel sei im Wahlkampf über deren Sinn und Zweck gesprochen worden, so Paasch. Die Autonomie trage auch dazu bei, dass laut Umfragen mehr als 90 Prozent der Menschen in Ostbelgien mit ihrer Lebensqualität zufrieden seien.
"Wir müssen trotzdem feststellen, dass die Welt auch in Ostbelgien noch nicht perfekt ist", räumte Paasch ein. "Vieles bleibt noch zu tun und deshalb haben wir in einem breit angelegten Beteiligungsprozess eine Strategie 'Ostbelgien leben 2040' auf den Weg gebracht, auch eine neue Bildungsstrategie. Und ich würde gerne dazu beitragen, diese Strategien zu verwirklichen und die Lebensqualität in Ostbelgien weiter zu verbessern."
Je näher der Wahltermine rücke, umso mehr steige das Adrenalin, sagte Paasch. Liesa Scholzen, die ProDG-Spitzenkandidatin für die Europawahl, kann das bestätigen: "Wer jetzt sagt, er wäre nicht nervös, ich glaube, der flunkert ein bisschen. Also nervös ist man natürlich. Aber ich glaube, jetzt kann man es auch irgendwie nicht erwarten, dass es so weit ist. Ich bin auf jeden Fall positiv nervös, werde jetzt die letzten Tage noch tun, was ich kann, und dann freue ich mich auch auf den Wahltag."
Werben um jede Stimme, schrieb Paasch sich und seinen ProDG-Kollegen bis dahin ins Aufgabenheft. Wie kann man denn die Unentschlossenen jetzt noch für sich gewinnen?
"Wir arbeiten ja schon seit vielen Monaten und im Prinzip die ganze Legislaturperiode daran, die Arbeit, die wir gemacht haben und jeden Tag leisten, an den Bürger heranzutragen. Sehr viel mehr ist schwierig zu tun", meint Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. "Man kann Präsenz zeigen. Man macht solche Veranstaltungen, um den Bürgerinnen und Bürgern auch das Wahlprogramm näher zu bringen. Aber letztendlich ist Wahlkampf natürlich auch ein Moment. Und die Arbeit wird geleistet während fünf Jahren. Das heißt, man muss die fünf Jahre über die entsprechende Präsenz haben."
Als Mutmacher für besagtes knappes Rennen, das er bei der Wahl zum Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft am Sonntag erwartet, gab Oliver Paasch seinen ProDG-Mitstreitern einen Ausspruch der deutschen Altbundeskanzlerin mit auf den Weg: "Angela Merkel hätte gesagt: Wir schaffen das", so Paasch.
Moritz Korff