Die Schüler der Abteilung Holztechnik und Schreinergewerbe sind gerade hoch konzentriert. Seit rund zwei Wochen sind sie gemeinsam mit den Metallbauern damit beschäftigt, fahrbare Blumenkübel für die Stadt Eupen zu bauen. Ende Mai müssen sie fertig sein.
Was denken die Schüler darüber, dass sie wählen müssen? "Ich finde es noch etwas zu früh, da ich mich noch zu jung fühle", sagt Hannes Nütten.
Das sieht Mika Ahnert, wie Hannes 16 Jahre alt, anders. "Ich finde das gut, weil ich es wichtig finde, dass wir unsere Zukunft mitgestalten dürfen. Für manche wird es in diesem Alter schwer sein, eine Entscheidung zu treffen."
Dass die Schüler dazu bereit sind, auf Fragen zu antworten, kommt nicht von ungefähr. Der Klassenleiter war damit einverstanden, denjenigen Extrapunkte zu geben, die sich auf ein Interview einlassen.
"Mich interessiert die Inflation. Es wird heutzutage immer schwieriger, mit dem verdienten Geld auszukommen", sagt der 17-jährige Artjom Kokhanovskiy. Auch sein Schulkamerad, der 16-jährige Moïse Roehl, ist alles andere als politisch desinteressiert. Das Thema, das ihn bewegt: "die Nachhaltigkeit. Es kann doch nicht sein, dass wir Bäume aus Afrika importieren, obwohl wir genügend hier vor Ort haben. Wir könnten doch einfach Bäume nutzen, die hier bei uns wachsen." Ukraine-Krieg und die Bauernproteste sind weitere Themen, die von den Schülern genannt werden.
Mehr Aufklärung
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft gibt es kein Fach "Politische Bildung". Schüler sind in der Regel darauf angewiesen, dass Lehrer in irgendeiner Form Politik in ihren Unterricht einbauen. In der Regel ist das schwer umzusetzen, der Unterrichtsplan ist meist straff genug.
Den 16-jährigen Florian Leigsnering würde es freuen, wenn er in der Schule mehr über Politik lernen könnte. Er kann sich aber auch andere Formate vorstellen. "Ich fühle mich nicht vorbereitet. Ich würde mir wünschen, dass es einen Infoabend oder so gibt. So könnte ich einen besseren Überblick über die Parteien und deren Ziele bekommen."
Dogan Malicki
Ich finde es prinzipiell gut und auch nötig, dass Jugendliche aufgefordert werden, sich zu Themen, Meinungen und Fragen zu äußern, die ihnen wichtig sind. Leider wird im Beitrag deutlich, dass Herrn Malicki offenbar entgangen ist, dass der belgische Verfassungsgerichtshof am 21. März 24 geurteilt hat, dass für die Europawahlen Wahlpflicht besteht – und zwar für alle belgischen Wahlberechtigten, die am 9.Juni 2024 16 Jahre alt sind. Sie „dürfen“ also nicht mehr nur zur Wahl gehen (so wie es ursprünglich angedacht und auch kommuniziert wurde), sondern sie „müssen“. Der ein oder andere Jugendliche, der im Beitrag zu Wort kommt, dürfte deshalb recht überrascht sein, wenn ihm Mitte Mai die Wahlaufforderung zugestellt wird, wo in Großdruckbuchstaben drauf steht „Wählen ist Pflicht“. Schade, dass mit dem an sich positiven Beitrag womöglich (noch) mehr Verwirrung bei Jugendlichen und Erziehungsberechtigten gestiftet wird, als ohnehin schon besteht.
Sehr geehrter Herr Melchior,
ein zukünftiges Dekret wird hoffentlich Klarheit bringen: https://brf.be/national/1816086/
Schönes Wochenende
Doğan Malicki
Vielen Dank für Ihre Antwort, Herr Malicki. Soweit derzeit bekannt, soll das Dekret, das der Justizminister vorbereitet, wohl die Straffreiheit der 16-und 17jährigen Jugendlichen ermöglichen, wenn sie ihrer Wahlpflicht nicht nachkommen. Ob es noch rechtzeitig vor Auflösung der Kammer verabschiedet werden wird, wird sich zeigen. Von der Wahlpflicht entbinden wird es die 16- und 17-Jährigen aber nicht. Ohnehin wollen wir ja nicht hoffen, dass Straffälligkeit oder Straffreiheit ausschlaggebend für Interesse und Teilnahme an der Europawahl sein werden. Schönes Wochenende!