Nachdem der Büllinger Gemeinderat den umstrittenen Verkauf von Gemeindewald in den Voeren vertagt hat, fand Dienstagabend dazu eine Informationsveranstaltung im Versammlungsraum der Büllinger Notdienstzentrale statt. Rund 60 Personen waren laut Bürgermeister Wirtz gekommen, um sich darüber zu informieren.
Die Thematik erhitzt die Gemüter. Das beweist auch eine Online-Petition, die sich gegen den Verkauf ausspricht. Fast 500 Unterschriften zählt sie aktuell.
Friedhelm Wirtz, wie ist die Informationsveranstaltung aus ihrer Sicht gelaufen?
Sie ist sehr gut gestartet. Offensichtlich hatten die Anwesenden Informationsbedarf. Es wurden viele konkrete Fragen zum Thema gestellt. Es wurden aber auch Themen angeschnitten, die eigentlich nicht auf der Tagesordnung standen.
Wird die Gemeinde ihr Vorhaben durchziehen und den Tagesordnungspunkt "Veräußerung der Waldstücke" beim nächsten Gemeinderat wieder auf die Liste setzen?
Absolut. Das ist auch so kommuniziert worden. Anfang Mai dürfte der Gemeinderat über den Tagesordnungspunkt abstimmen.
Warum möchte die Gemeinde die Ländereien verkaufen?
Wir haben keine Sekunde darüber nachgedacht, unsere Liegenschaften in den Voeren zu verkaufen. Mittlerweile liegt aber ein Dekret aus dem Jahr 2022 vor, das besagt, dass alle Gemeinden, die Waldungen auf flämischen Gebiet haben, viele Regeln zu beachten haben. Nach dem Dekret würden wir als Gemeinde zwar Eigentümer bleiben, aber wir könnten keine Waldbewirtschaftung im üblichen Sinn mehr machen. Die Betreuung durch die Forstverwaltung würde wegfallen. Wir hätten keinen Förster mehr vor Ort. Auch dürften wir die Waldstücke nicht mehr verkaufen - außer an die Flämische Region. Würden wir Eigentümer bleiben, dann würden wir eine relativ geringe Entschädigung erhalten. Der Betrag ist aber verschwindend gering im Vergleich zu dem Betrag, den wir durch den Verkauf erhalten würden.
Die beiden Waldstücke Konenbos und Vrouwenbos sind zusammen so groß wie rund 80 Fußballfelder. Wie viel bietet die Flämische Region?
Es liegt ein Angebot vor, das bei 2.357.000 Euro liegt.
Sollte es zum Verkauf kommen, was möchte die Gemeinde mit den Geldern machen?
In der Gemeinde stehen fünf große Infrastrukturprojekte an. Die Gelder würden wir in erster Linie dafür nutzen, um die Beträge zu tilgen, die nicht bezuschusst werden. Darüber hinaus wollen wir die Gelder in den Waldumbau investieren. Wir müssen als Waldbesitzer viel mehr Geld in die Hand nehmen, um die Wälder resilienter zu machen. Das kostet natürlich Geld.
Büllinger Gemeinderat vertagt den Verkauf von Wald in den Voeren
Dogan Malicki
Und wie hoch war bis jetzt der Nettogewinn aus diesen Waldungen (nach Abzug der Unkosten) ? Gibt es da Zahlen ?
Klar gibt es die Herr Scholzen.
TOTAL Einnahmen 2012 - 2023 : 332.162,93 Euro
TOTAL Ausgaben 2012 - 2023 : 63.715,69 Euro
Einnahmen minus Ausgaben macht 268.447,24 Euro, das entspricht 22.370,60 Euro im Jahr.
Nun ist die Katze aus dem Sack. Büllingen kann das Geld aus den Wäldern in den Voeren nur für einen neuen Wald verwenden. Man möge mich korrigieren, wenn ich die Dekrete falsch verstehe. Die "Umschichtungen" werden nicht funktionieren. Das Geld soll in den Wald der Gemeinde in Büllingen investiert werden. Unklar ist, ob das wirklich Gesetzeskonform ist? Die Gemeinde Büllingen könnte vor neuen Problemen stehen. Damit wurde schon wieder etwas versprochen, was nicht möglich ist.
Danke für die Zahlen Herr Bürgermeister.
Die jährliche Rendite wäre also
22.370,60 Euro : 2.357.000 Euro =0,00949121765 %
Nicht gerade viel Verdienst.
Da ist es wirklich besser zu verkaufen, bevor noch strengere Auflagen kommen.
Die Frage ist doch, warum das dann für den Käufer so viel Wert ist, wenn es sich für den Verkäufer scheinbar als so viel unlukrativer darstellt es zu behalten. Wenn scheinbar Einer von beiden ein super Geschäft macht, dann ist der andere entweder 'dumm' oder hat ein Ass im Ärmel.
Kleine Korrektur
=0,00949121765 = 0,949 Prozent. Das ist weniger als eine Staatsanleihe.
Dann hoffe ich, dass der Erlös auch sinnvoll verwendet wird. Ich hoffe nicht für Kirchenbau und Sporthallen. Denn nur noch eine Minderheit geht in die Kirche und auch nicht jeder macht Sport. Sinnvoll wäre das Geld angelegt in Straßenbau, Wasserleitungen, Schulbauten. In den verbleibenden Gemeindewald investieren ist durchaus sinnvoll.
Die Zeiten ändern sich eben in der Waldbewirtschaftung. Der Wald wird als wertvolles Gut betrachtet, um unser Klima zu erhalten. Ausserdem ist ein Wald, wie der "Konenbos" und der "Vrouwenbos" ein wertvolles Naherholungsgebiet in Belgisch Limburg. Gerade der Wald in Flandern wird das als sogenannte CO2 Ausgleichsfläche betrachtet.In der Flämischen Region gibt es sehr wohl Möglichkeiten noch mehr Subventionen für diese Wälder zu erhalten. Wie sieht es aus in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Voeren diese doch sehr wichtigen Waldgebiete touristisch zu verwerten? Noch dazu kommt eventuell ein Forschungsteleskop in die Voeren. Könnte das nicht sogar den Wert dieses Wald noch steigern?Ein Verkauf sollte wohl überlegt sein. Das Angebot aus Flandern wird nicht so schnell verfallen. Ein Wald ist eigentlich das beste Sparbuch, dass man haben kann.