Ein Lötkolben wird so richtig heiß, er wird auf rund 300 Grad erhitzt. Für die Schüler der Grundschule Herbesthal ist das richtig spannend. Nur wenige von ihnen hatten schon einmal so ein Gerät in der Hand. In diesem Jahr steht das Thema Elektrik auf dem Programm. Gerade bauen die Grundschüler eine Alarmanlage zusammen. Dafür muss zunächst der Schaltkreis gebaut werden.
Auch Primarschullehrerin Jeanine Malmendier hat nicht jeden Tag einen Lötkolben in der Hand. "Wir unterrichten die Kinder in den Klassen sonst mit der Ausstattung, die uns zur Verfügung steht", erklärt die Lehrerin der Grundschule Herbesthal. "Hier gibt es viel mehr Material und sie müssen nicht nur Übungen auf Blättern beantworten. Ebenso bekommen sie einen Einblick in einen handwerklichen Beruf. Deswegen haben wir die Gelegenheit wahrgenommen."
Nach einer kurzen Zeit piepst es aus jeder Ecke. Eine gutes Zeichen. Das wichtigste Element der Alarmanlage funktioniert. "Mir gefällt es hier sehr gut. Ich finde es schön, dass ich lerne, wie ich etwas selbst bauen kann", findet Nora. Auch Viktoria glaubt, dass sie und ihre Freunde viel lernen werden.
Gleich nebenan werkeln die Schüler der Clara-Viebig-Gemeindeschule Manderfeld. Hier wird das Gehäuse der Alarmanlage gebaut. "Das ist das erste Mal, dass ich mit Handwerk etwas zu tun habe. Besonders das Schleifen gefällt mir sehr", erklärt Ben. "Ich finde es sehr interessant hier. Mein Bruder arbeitet auch mit Holz", sagt Leona.
Sekundarschüler helfen bei den Arbeiten aus. "Ich finde es wichtig, dass die Mädchen einen Einblick bekommen", sagt Maike Bosten, Schülerin im dritten Sekundarschuljahr. "Ich selbst bin in der Schreiner-Abteilung und finde es sehr toll. Ich würde gerne mehr Mädchen dazu motivieren, in die Schreinerei zu kommen."
Das Projekt "Erlebniswerkstatt" richtet sich in erster Linie an die Schüler des sechsten Grundschuljahrs. Das Ziel ist es, die Schüler für MINT-Berufe zu sensibilisieren. Das klappt super, wenn es was zum Anpacken gibt. Viele schnuppern zum ersten Mal Technik-Luft.
"Es ist wichtig, dass die Schüler persönlich erleben, wie sich das handwerkliche Arbeiten anfühlt. Viele haben in ihrem Leben noch nicht die Gelegenheit dazu gehabt. Die Primarschulen können Workshops in dieser Größe nicht anbieten. Hier können die Kinder entdecken, welche Talente in ihnen schlummern", erklärt RSI-Direktorin Myriam Wolkener.
Auch Schüler des sechsten Grundschuljahrs des Königlichen Athenäums Eupen sind zu Gast. Erstaunlich, was sie in kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben. "Wir lieben es, mit Holz zu arbeiten. Uns macht das sehr viel Spaß", erzählen Alice und Fabienne.
Wenn die Vogelhäuschen fertig sind, dürfen auch sie sich an die Alarmanlage heranwagen. Die Alarmanlage von Younes, Schüler aus Manderfeld, ist nach rund zwei Stunden fertig - und bereit für den Einsatz. "Mein Bruder stiehlt mir oft Sachen. Dafür werde ich die Alarmanlage nutzen. Dann kriegt mein Bruder Ärger. Er lügt mich nämlich sehr gerne an."
Das Projekt "Erlebniswerkstatt" findet zwei Mal im Jahr statt, vor den Oster- und Weihnachtsferien. RSI und ZAWM würden das Angebot gerne ausweiten. Dafür müssten jedoch neue Räumlichkeiten her. Auch das Personal fehlt. Die "Erlebniswerkstatt" ist jedenfalls ein wichtiges Mittel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Dogan Malicki